Der wohlschmeckende Schopftintling (Coprinus comatus) hat den Namen Spargelpilz zurecht verdient. Die Form der Stiele erinnert an Spargel, der Hut des jungen Pilzes ist eiförmig. Solange er noch weiß ist, die Lamellen rosa sind und noch nicht schwarz zerfließen, eignet er sich als vorzüglicher Speisepilz. Er kann sogar samt Stielen gegessen werden!
Beim Sammeln sollte man aber beachten, dass der Pilz gerne auf nährstoffreichen Böden wächst und auch Schwermetalle wie Cadmium und Quecksilber in seinen Fruchtkörpern anreichern kann. Deshalb nur von unbelasteten Standorten verwenden!
Der Schopftintling ist hochinteressant für Diabetiker, denn er hat eine blutzuckersenkende Wirkung. Diese beruht auf einer natürlichen Schutzwirkung auf die Langerhans-Inseln. Das sind die Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die das Insulin produzieren. Insulin reguliert den Zuckerstoffwechsel im Körper. Diabetiker profitieren von der Normalisierung des Blutzuckerspiegels sowie vom Rückgang der Durchblutungsstörungen und vom Abbau der Ablagerungen in den Arterien.
(c) Tanja Major
Ein Pilz zum Schreiben und Stempeln
Die meisten Tintlinge zerfließen, wie ihr Name schon besagt, mit dem Heranreifen der Sporen zu einer lichtechten Tinte. Die Pilz-Tinte vom Schopftintling eignet sich zur Kalligrafie. Sie wird schon seit Jahrhunderten als Schreib- und Zeichentinte verwendet. Es ist ganz einfach, aus dem Hut des Schopftintlings Tinte herzustellen: Das meiste macht der Pilz von selbst!
(c) Tanja Major
Zur Herstellung der Tinte eignen sich auch ältere Schopftintling-Exemplare:
Geben Sie den Pilz in ein Schraubglas und warten Sie, bis er zu Tinte zerfließt. Störende Rückstände können einfach mit einem Sieb herausgefiltert werden. Nun können Sie schon schreiben, zeichnen oder malen – dazu müssen Sie nur eine Feder oder einen Pinsel in die Tinte tauchen! Die Tinte hat einen schönen sepiaschwarzen Ton und ist licht- und dokumentenecht. Falls Sie eine Vogelfeder verwenden möchten, spitzen Sie die Unterseite von einem Federkiel am besten mit einem scharfen Messer schräg nach vorne an.
Zum Stempeln habe ich die Tinte etwas eingekocht und abkühlen lassen, dann mit Gummiarabikum (aus dem Künstlerbedarf) gebunden, sodass sie dickflüssiger wird. Alternativ können Sie auch frisches Baumharz eines Obstbaums zum Binden verwenden. Nun einfach den Druckstempel in die Farbe tauchen und los geht‘s!
(c) Tanja Major
Mit ein paar Tropfen Nelkenöl wird die Tinte haltbarer, außerdem lagere ich sie im Kühlschrank. Vor der Verwendung die Tinte gut schütteln, da sich die pigmentierten Sporen unten absetzen.
Gesund und lecker
Nicht nur Kreative, sondern auch Feinschmecker kommen mit dem Schopftintling auf ihre Kosten:
Schopftintling-Gratin
(c) Tanja Major
Zutaten für 2 Personen
Den Backofen auf 250 °C Umluft vorheizen.
Die Schopftintlinge mit einem Pinsel putzen und eventuell halbieren.
Eine Auflaufform mit 20g flüssiger Butter ausstreichen, die Tintlinge hineingeben und mit gehacktem Kümmel, Salz und Pfeffer bestreuen. Die Sahne darauf geben. Die restliche Butter in Flöckchen sowie den geriebenen Käse darauf verteilen.
Die Form bei mittlerer Schiene in den Backofen schieben und das Gratin in ca. 20 Minuten goldbraun backen.
Der Pilz des Jahres 2024
In manchen Jahren wächst der Schopftintling schon im April. Mit all seinen Fähigkeiten und seiner Wandelbarkeit hat der Schopftintling den Titel Pilz des Jahres 2024 wahrlich verdient!
(c) Tanja Major
Weitere Informationen zum Pilz des Jahres finden Sie hier: www.pilz-des-jahres.de
Titelbild: (c) Tanja Major
]]>Wer mit Leidenschaft zur Jagd geht, viele Stunden seiner Freizeit, oftmals allein, draußen in der Natur verbringt, der fragt sich sicher bisweilen, ob sich diese Passion, diese ganz besondere Lebenseinstellung, auch nicht mit der Jagd vertrauten Personen adäquat vermitteln lässt.
Einen noch größeren Stellenwert erhält diese Frage jedoch just in der Lebensphase, in der man eine Familie gründet und seine Kinder heranwachsen sieht. Und aus einer Frage werden dann rasch ganz viele:
Wie lässt sich meine jagdliche Passion in den Familienalltag integrieren? Wie gestalte ich den Jagdalltag mit meinen Kindern und mit der Familie? Gibt es so etwas wie „kindgerechtes Jagen“? Wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um mein Kind zum ersten Mal mit auf die Jagd zu nehmen? Wie gehe ich meinem Kind gegenüber mit dem Thema Tod und Sterben um, einem Thema, das sich aus der Jagd nicht ausklammern lässt?
Sind Mutter und/oder Vater, vielleicht sogar auch die Großeltern, Jäger, werden Kinder in den meisten Fällen nahezu selbstverständlich mit der Jagd aufwachsen – sie ist von Beginn an lebendiger Teil ihrer Kindheit. Jagd ist dann quasi „Familiensache“. Gemeinsam mit der Familie erfahrene Jagderlebnisse prägen den heranwachsenden Nachwuchs und stärken die familiäre Bande.
Jagdnahe Aktivitäten mit Kindern in der Natur
Und wie sieht die Situation aus bei Kindern, die selbst nicht aus einem jagdlichen Umfeld kommen und trotzdem Interesse für die Jagd zeigen? Auch ihnen kann, etwa in Begleitung von mit der Familie befreundeten Jägern als sogenannte Vertrauenspersonen, durch unterschiedliche gemeinsame Erwachsenen-Kind-Aktivitäten ein lebendiger Einblick in die Jagdpraxis vermittelt werden. Dazu zählen beispielsweise:
Gemeinsame Unternehmungen im Einklang mit der Natur verdoppeln die Freude am Tun, und dies wiederum verstärkt die nachhaltige positive Wirkung auf die Kinder – auch hinsichtlich ihrer Persönlichkeitsentwicklung, für die regelmäßige Naturaufenthalte und -erfahrungen essenziell sind. Sie können sich frei in der Natur bewegen, ihre Erlebnisse in der Natur mit anderen teilen, und sie lernen Gefahren eigenständig einzuschätzen. Wenn Kindern die Möglichkeit gegeben wird, sich viel in der Natur aufzuhalten, hat dies einen äußerst positiven Einfluss sowohl auf die Ausbildung ihrer Muskulatur, ihre Motorik und die räumliche Orientierungsfähigkeit als auch auf ihre Kreativität, ihre Selbsteinschätzung und ihre Sinnesleistungen. Techniken, die der Jagd entlehnt sind, wie beispielsweise das Zielen, Werfen, Schleichen, Imitieren von Lauten, werden spielerisch trainiert. Sich viel draußen aufzuhalten, eine ursprüngliche Lebensform und von Kindern früherer Generationen wie selbstverständlich gelebt, ist ein elementares Grundbedürfnis von Kindern. Es ist für sie ebenso essenziell wie regelmäßige Bewegung, Körperkontakt, elterliche bedingungslose Liebe.
„Kommt mit raus in die Natur!“
Es ist sicher ein sehr guter Ansatz, Kindern so früh wie möglich mit viel Einfühlungsvermögen die Natur und ihre Zusammenhänge zu erklären und sie den Kreislauf der Natur draußen, im Wald, auf dem Feld und auf den Wiesen, selbst erspüren zu lassen. Gerade in heutigen Zeiten, in denen bei Kindern (vor allem bei Kindern, die in der Stadt aufwachsen) eine zunehmende Naturentfremdung festzustellen ist, kann dies einen sehr positiven Effekt innerhalb der ganzheitlichen Entwicklung des einzelnen Kindes haben.
Ist man mit den Kindern draußen unterwegs, sollte man immer so bildhaft und praxisnah wie möglich vorgehen: Man zeigt ihnen etwa, wie Verbissstellen an Bäumen und Sträuchern aussehen, und erklärt ihnen, dass und auch warum dies nicht gut für die Natur ist. Einem Kind etwa an einem Baum, der vom Rotwild geschält wurde, die daraus resultierenden Folgen bildhaft zu erläutern, erzeugt beim Kind Respekt und Mitleid für den Baum und macht dem Nachwuchs verständlich, weshalb es gut ist, wenn Jäger dafür sorgen, dass auch die Bäume weiterleben können.
Eine wichtige Grundlage für das kindliche Verstehen ist das frühe Vermitteln eines respektvollen Umgangs mit Tieren und der Natur: Tiere als brüderliche Geschöpfe zu erkennen und zu respektieren, ihnen ein würdiges Leben zu garantieren – im gleichen Maße, wie die Pflanzenwelt kennen und schützen zu lernen. Dies lehrt Kindern den Respekt vor dem Leben und legt den Grundstein für Sensibilität, sinnliche Wahrnehmung, das Fühlen der Natur mit allen Sinnen – für das Verständnis eines ganzheitlichen Lebens. All dies kann man auch als frühzeitige Bildung des Herzens verstehen, die emotionale Intelligenz der Kinder wird gefördert, und sie entwickeln somit Empathiefähigkeit.
Bildhafte Erklärungen für die ganz Kleinen verwenden
Sind die Kinder noch sehr klein, ist auch das gemeinsame Betrachten von Bilderbüchern mit Tier- und Waldmotiven empfehlenswert, Mutter oder Vater können beim Durchblättern dem Kind zu jedem Tier etwas erzählen und so auch darauf eingehen, welche Schäden durch Wildtiere in der Natur entstehen können. Ein weiteres Beispiel für eine kindgerechte Erklärung wäre etwa: Wenn es zu viele Wildtiere im Wald oder auf dem Feld gibt, dann gibt es irgendwann nicht mehr ausreichend Nahrung für alle. Einige Tiere müssen dann verhungern, und das ist traurig und grausam. Aber auch kümmerndes Wild fühlt sich schlecht, und deshalb ist es gut, wenn Jäger all dies regulieren, mit dem Ziel, die Natur in Einklang zu halten. Zudem fressen die Tiere bei einem zu hohen Wildbestand uns Menschen das Getreide und Gemüse „vor der Nase“ weg. Oder auch: Wenn sich einige Wildtierarten wie etwa der Fuchs oder der Waschbär zu sehr vermehren, dann bedrohen diese unsere Bodenbrüter wie Rebhühner, Fasanen, Waldschnepfen, aber auch Kiebitze und Feldlerchen und viele mehr. Kinder haben einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit (den sie übrigens, wissenschaftlich nachgewiesen, bereits im zarten Alter von drei Jahren besitzen!), und so wirken derartige überzeugende und anschauliche Erklärungen sehr nachhaltig auf ihre Persönlichkeitsentwicklung. Diese bildhaften Erklärungen unterstützen die kleineren Kinder dabei, die Zusammenhänge zu erfühlen und zu erspüren – die „jagdliche Nützlichkeit“ wird so für sie nahezu „spielerisch“ nachvollziehbar und vermittelt ihnen die Sinnhaftigkeit des natürlichen Lebenskreislaufes.
Action und Aktivitäten im Revier für die etwas Größeren
Etwas größere Kinder kann man sehr gut in erforderliche Revierarbeiten, wie Anlegen von Suhlen und Wasserstellen sowie Blühstreifen und Wildäckern, Anbringen oder Reinigen von Nistkästen, Ausbringen von Mineral- und Salzlecken, Kitzsuche im Frühjahr, Freischneiden oder Instandsetzen von Ansitzeinrichtungen, Anlegen oder Säubern von Pirschwegen etc., einbinden und sie aktiv mitgestalten lassen. All diese Aktivitäten sollten so anschaulich und packend wie möglich für das Kind gestaltet werden, um sein Interesse und seine Neugier noch zu verstärken. Wenn ein Kind dann später die Jagd im großen Zusammenhang erlebt (wenn man es also mit zur Jagd nimmt), hat es bereits eine ganz natürliche und verständnisvolle Herangehensweise erlernt.
Resümierend sollten Kinder frühzeitig erfahren, dass es bei allen jagdlichen Bemühungen darum geht, dem Wild und der Natur etwas Gutes zu tun, um Bestände und Lebensräume im Gleichgewicht zu halten.
Wie erkläre ich meinem Kind, dass bei der Jagd auch Tiere erlegt werden?
Das Thema Tod, mit dem Kinder in jagenden Familien unweigerlich in Berührung kommen, ist ein sehr sensibles: Die Kinder erleben zwangsläufig, direkt oder indirekt, dass Tiere erlegt werden, und sie fragen natürlich nach dem Grund. Hier ist es ganz wichtig, den Kindern die Zusammenhänge verständlich und kindgerecht zu veranschaulichen und sie nie mit einem Fragezeichen zurückzulassen. Es muss immer die Möglichkeit zum Gespräch bestehen, und es sollte den Kindern jederzeit verständlich vermittelt werden, warum Tiere der Natur entnommen werden müssen. Kinder müssen erst verstehen lernen, dass der Tod ein natürlicher Teil des Lebenskreislaufes ist. Eltern sollten daher ihrem Kind anschaulich erklären, dass das Wildtier bereits tot ist, noch bevor der Schuss zu hören ist. Eine zu frühe Konfrontation mit erlegten Wildtieren sollte vermieden werden, da ein Kind dadurch Schaden nehmen könnte, was es nach außen hin vielleicht nicht zeigen wird, aber dennoch innerlich nicht verarbeiten kann. Das Kind muss von seiner Entwicklung her bereits in der Lage sein, den Tod von Wildtieren im jagdlichen Zusammenhang richtig einordnen zu können und ihn als Teil des natürlichen Lebenskreislaufs zu verstehen.
Das richtige Alter, in dem Kinder reif dafür sind, diese Sinnzusammenhänge zu erfassen, lässt sich jedoch nicht pauschal festgelegen, es ist individuell verschieden, und Eltern müssen in der Lage sein, diesen richtigen Zeitpunkt aktiv zu erspüren.
Im Schnitt ist diese Reife im Alter von zehn bis elf Jahren erreicht. Ein relativ sicheres Anzeichen dafür ist, wenn das Kind von sich signalisiert, dass es mit zur Jagd gehen möchte, und immer wieder danach fragt, wann es wieder mit Mutter oder Vater mitgehen darf. Das zeigt, dass es sich für die zuvor vermittelten Zusammenhänge wirklich interessiert und diese auch entsprechend zuordnen kann, also keine sie übermannende Angst oder Traurigkeit, wie es zu kleine Kinder entwickeln können, erlebt.
Die Verwertung von Wild (Wildbret, Fell etc.) hat für Kinder eine enorm große Bedeutung. Kinder erleben, was Achtung vor dem Lebewesen konkret bedeutet. Das Wildtier stirbt keinen „sinnlosen“ Tod, sondern wird komplett verwertet. Selbst kleinere Kinder gehen selbstverständlich damit um, wenn man ihnen den Zusammenhang zwischen der Erlegung eines Wildtieres und der Wurst oder dem Fleisch auf ihrem Teller möglichst unbefangen erklärt, und macht sie so neugierig auf gesunde Lebensmittel aus der heimischen Natur.
Die Natur als Lehrmeister
Kinder macht es stolz und sie empfinden es als besonderes Privileg, mit Mutter oder Vater oder auch Großmutter bzw. Großvater auf die Jagd gehen zu dürfen, aktiv bei Revierarbeiten mitzuhelfen, zu Hause gemeinsam mit Mutter oder Vater „wilde Speisen“ aus dem Wald zuzubereiten.
Zusammengefasst lässt es sich so auf den Punkt bringen: Die Natur ist ein hervorragender, unschätzbarer Lehrmeister fürs Leben – und Jagd als angewandter Naturschutz kann einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung dieses „Lehrauftrags“ leisten!
Titelbild: (c) AdobeStock/romankosolapov – stock.adobe.com
Kräuter, Beeren und Pilze: Köstlichkeiten aus Wald und Wiese erkennen und ganz besondere Gerichte daraus zaubern. Die begeisterte Rezeptautorin und Fotografin Tanja Major teilt ihre Leidenschaft und ihr Wissen in über 50 herzhaften und süßen Rezepten zu den köstlichsten Wildkräutern, Beeren, Pilzen, Nüssen und Früchten, wie sie vor Ihrer Haustüre wachsen.
Passend zu jeder Jahreszeit lernen Sie mit der erfahrenen Pilz- und Kräuter-Fachfrau in jedem Kapitel neue Schätze der Natur kennen. Ergänzt durch überliefertes Hintergrundwissen zur Verwendung der Pflanzen in Brauchtum und Heilkunde. Hier geht die Liebe zur Natur durch den Magen. Lassen Sie sich verzaubern und holen Sie sich neue Aromen und Inspirationen aus der Natur nach Haus!
Auch die "Pilzexpertin", Katharina Krieglsteiner, hat das Buch gelesen und teilt auf ihrer Website www.pilzexpertin.de ihr Resümee. Weitere Informationen zu Pilzen, Seminaren und informative Links finden sich außerdem auf der Website von Dr. Lothar Krieglsteiner www.pilzkunde.de.
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von Angelika Glock
In Deutschland lag im Jahr 2021 die Größe der landwirtschaftlich genutzten Flächen bei 16,6 Mio. Hektar, das ist knapp die Hälfte der Gesamtfläche Deutschlands (35,8 Mio. Hektar), etwa ein Drittel davon nimmt mit 11,4 Mio. Hektar der Wald ein. Mit 11,6 Mio. Hektar haben Ackerflächen den größten Anteil an den landwirtschaftlichen Nutzflächen. Grünlandflächen, wie etwa Wiesen und Weiden, belaufen sich auf 5 Mio. Hektar. Auf 10 Mio. Hektar der landwirtschaftlichen Nutzflächen werden Nahrungs- und Futterpflanzen angebaut (das ist über die Hälfte der gesamten Agrarflächen!), auf 2,5 Mio. Hektar nachwachsende Rohstoffe, wie etwa Mais und Raps, zur Erzeugung von Wärme, Strom und Kraftstoffen und für die Industrie.
Noch vor 100 Jahren bestimmten kleine, durch Hecken getrennte Parzellen unser Landschaftsbild. Es war ein abwechslungsreiches, mosaikartiges Landschaftsbild, bestehend aus Äckern mit den unterschiedlichsten Früchten, mit Wiesen, Weiden, dichten Hecken und Feldgehölzen mit ihren Säumen und Feldrainen, ungespritzten Wegrändern und vor allem mit unzähligen Brachen. Strukturreiche Landschaften mit vielen Grenzlinien und einem bunten Füllhorn an vielfältigen Nahrungsquellen wie Zwischenfruchtpflanzen, Leguminosen, Kräutern etc. (Stichwort: Hasenapotheke) sowie ausreichend Deckung boten hervorragende Lebensräume für Hase, Rebhuhn, Fasan und Co. Mit der Flurbereinigung ab Mitte der 1950er-Jahre gingen jedoch all diese Strukturen zunehmend verloren: Heute reichen riesige Ackerflächen, für die die vielen kleinen mosaikartig angeordneten Felder weichen mussten, randnah bis an die Straßen, Hecken und Feldgehölze wurden für maschinengerechte Flächen gerodet, Brachflächen verschwanden. Die Form der kleinstrukturierten extensiven Landwirtschaft mit einem Drittel Brachflächen hat allem Anschein nach ausgedient.
Heute dominieren in der landwirtschaftlichen Produktion einjährige Kulturen im Reinanbau, die auf die Biodiversität in unserer Kulturlandschaft, also auf die Artenvielfalt und die Vielfalt der Lebensräume, negative Auswirkungen haben. Das Ergebnis dieser monotonen Anbausysteme mit einem hohen Düngemittel- und Ackergifteinsatz und der Nutzung hoch technisierter landwirtschaftlicher Maschinen sind ertragreiche Produktionsstandorte, in denen Wildtiere jedoch weder Nahrung, Deckung, Brut- und Nistplätze noch Schutz vor sie gefährdenden Prädatoren und vor Witterungseinflüssen finden. Der zunehmende Rückgang der Brachflächen, sie wurden als nur temporär wirtschaftlich nutzbare Flächen unprofitabel, veränderte somit die Landschaft und damit auch die darin lebenden Wildtierbestände.
So konstatierte die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in ihrer 2020 veröffentlichten Stellungnahme „Biodiversität und Management von Agrarlandschaften“, dass vor allem die Tier- und Pflanzenarten der Agrarlandschaften in Deutschland, selbst in Naturschutzgebieten, drastisch zurückgegangen seien. In der EU beispielsweise sind die Anzahl typischer Vögel in der Agrarlandschaft wie Feldlerche und Kiebitz seit 1990 um ein Drittel gesunken – und das Rebhuhn hat in Deutschland seit 1990 sogar 90 % seiner Bestände verloren! Ebenso stark ist der Abwärtstrend in der Insektenwelt. Laut Leopoldina bedürfe es dringend eines gesamtgesellschaftlichen Wandels hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft.
Feldhase und Rebhuhn kommen ursprünglich aus der Eurasischen Steppe, die Urheimat des Fasans sind die Trockengebiete Asiens. Der Mensch hat diese Arten nach Europa gebracht, was zu der hohen Biodiversität führte. In der Jungsteinzeit, also im Neolithikum, wurden aus den nomadischen Jägern sesshafte Landwirte. Indem die Menschen damals die Wälder rodeten und Offenlandschaften schufen, formten sie auch attraktive Lebensräume für diese Steppenarten. Die Agrarlandschaften als Ersatzlebensraum boten den Tieren sogar bessere Habitate als die Steppe, aus der sie ursprünglich stammten.
Innerhalb der EU haben die Länder mit der intensivsten Landwirtschaft auch die größten Rückgänge bei den Feldhasen- und Rebhuhnbesätzen zu verzeichnen. Es besteht ganz deutlich eine Korrelation zwischen der Intensität der Landwirtschaft und dem Rückgang der Artenvielfalt. Aber auch die Zunahme der Beutegreifer, der Prädatoren, hat einen großen Einfluss auf den Rückgang, wenngleich der wichtigste Faktor der zunehmende Verlust des Lebensraums ist, denn wo das Niederwild keine Deckung und keine Nahrung mehr findet, wo es keinen Lebensraum mehr hat, ist es schutzlos Prädatoren, Witterung, Gefahren durch landwirtschaftliche Maschinen, Straßenverkehr etc. ausgesetzt.
Weitere Charakteristika der intensiven Landwirtschaft, wie zu frühe Mahden, zu viele Schnitte pro Jahr etc., tun ihr Übriges. Sie führen zu einer Art „Ernteschock“ (der Begriff wurde 1976 von Univ.-Prof. Dr. Kurt Onderscheka, ehemaliger Leiter des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien, geprägt): Als Folge des Einsatzes hochmoderner Agrartechnik verlieren die Wildtiere in kürzester Zeit Deckung und Äsung, binnen weniger Stunden stehen nur noch Stoppeln auf den Flächen, wo es zuvor noch Äsung in Hülle und Fülle gab – der vorher reich gedeckte Tisch ist leer gefegt, und mit der Nahrung sind die Tiere auch gleichzeitig ihres Lebensraums beraubt. Letzte Zufluchten können dann Hecken und Feldgehölze sein, die als grüne Inseln das ganze Jahr über Lebensraum für Vögel, Insekten und Reptilien sowie Schutz und Nahrung fürs Niederwild bieten und so den Ernteschock mildern. Doch die Hecken und Feldgehölze sind in Zeiten der industrialisierten Landwirtschaft aus dem Landschaftsbild nahezu verschwunden. Jäger und Landwirte können mit der gezielten und umfassenden Anlage von Hecken und Feldgehölzen mit Kräuter- und Blühstreifen viel fürs Niederwild tun.
Beides zugleich! Ideale Lebens- und Rückzugsräume innerhalb unserer Agrarlandschaft zu erhalten und zu schaffen, die Offenlandarten wie Rebhuhn, Feldhase und Fasan Deckung und Nahrung bieten, ist ein äußerst erfolgversprechender Weg.
Die Reaktivierung von Brachflächen steht dabei im Fokus, denn Flächen mit einem wildtiergerechten Zwischenfruchtanbau (wie Lupinen, Ackersenf und Klee) tragen zur Rettung des Niederwilds bei und sorgen zugleich für eine reiche Biodiversität und Strukturvielfalt. Der Feldhasen- und Rebhuhnbesatz etwa steigt nachweislich mit zunehmendem Brachflächenanteil, d.h. je größer der Brachflächenanteil, desto größer ist auch der Frühjahrsbesatz.
In kleinräumigen Lebensraumstrukturen (etwa mit vielen kleineren Feldern) mit hohem Brachflächenanteil sind auch die Streifgebiete der Hasen wesentlich kleiner, sie müssen keine großen Strecken zwischen Deckung im sicheren Einstand und Äsungsangebot zurücklegen und sind daher besser geschützt vor Prädatoren und auch vor den Gefahren des Straßenverkehrs. Tiere, die auf diesen Flächen leben, müssen nicht abwandern, weil sie alles vorfinden, was sie benötigen. Und auch Rebhühner profitieren von diesen kleinparzelligen Lebensräumen: nicht zu große Feldschläge, unkrautreiche Feldraine und Wegränder, Altgrasstreifen, Brachen, Feldgehölze und Hecken, also eine strukturreiche Vegetation, sind für sie ideale Habitate. Dasselbe gilt für die Fasanen, die zudem noch wasserführende Schilfzonen benötigen (hinsichtlich des optimalen Lebensraums von Fasanen spricht man von den „fünf W“: Wärme, Wald, Wiesen, Weizen, Wasser).
Zudem dient dem Erhalt vieler Offenlandarten, insbesondere der Bodenbrüter, eine gezielte, effektive Prädatorenbejagung – sie wird als begleitende Maßnahme die Wirksamkeit von Lebensraumverbesserungsmaßnahmen noch deutlich steigern.
Bundesweite Leuchtturmprojekte, die Schutzbestrebungen in gemeinschaftlicher Durchführung mit Grundeigentümern, Jagd und Naturschutz sowie Land- und Energiewirtschaft als Kooperation unternehmen und somit für das Wohl des Niederwilds eintreten, sind etwa das „Netzwerk Lebensraum Feldflur“, das ursprünglich, nomen est omen, den Namen „Netzwerk Lebensraum Brache“ trug. Dieses Netzwerk, ein Zusammenschluss aus 27 Akteuren (Stand 2017) aus den Bereichen der Jagd, des Naturschutzes und der Energiewirtschaft, setzt beispielsweise mit dem Projekt „Bunte Biomasse“ (Projektlaufzeit 04/2019 bis 03/2024) ein erfolgreiches Modell zum Schutz der Biodiversität in den Agrarlandschaften ganz konkret in die Praxis um, indem deutschlandweit Mais durch ertragreiche, mehrjährige Wildpflanzenmischungen zur Biomasseproduktion ersetzt werden soll.
Ebenso „Allianz für Niederwild“, ein breites Bündnis von Jägern, Naturschützern, Kommunen, Landwirten, Grundeigentümern, Behörden und Forschungseinrichtungen in Baden-Württemberg, das Offenlandarten durch Verbesserung ihrer Lebensbedingungen und Lebensräume fördern möchte. Auch hier steht der Erhalt einer nachhaltigen Bewirtschaftung unserer landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft im Fokus. Die Charakterarten dieser Lebensräume, Niederwildarten wie Feldhase, Rebhuhn und Fasan, bilden für dieses Projekt die Leitarten.
Und auch die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU gibt Anlass zur Hoffnung: Ab 2023 soll das Konzept einer Flächenstilllegung von 4 % aller landwirtschaftlichen Flächen obligatorisch werden, d.h. diese Flächen dürfen dann de facto nicht genutzt werden und liegen brach. Ob dies wirklich in dieser Form zum Tragen kommen wird, wird allerdings angesichts des Kriegs in der Ukraine und der damit verbundenen Folgen auf den Agrarmärkten aktuell noch diskutiert.
Es ist längst 5 vor 12. Wir müssen den Schulterschluss schaffen! Es müssen Allianzen gebildet werden, wie etwa das 2. Niederwildsymposium zeigt, das in diesem Jahr in Mainz stattgefunden hat und vom LJV Rheinland-Pfalz (LJV-RLP) und von dem Deutschen Jagdverband (DJV) gemeinsam mit dem Naturschutzbund Rheinland-Pfalz initiiert wurde, auch die Politik war vor Ort, damit wir gemeinsam mehr Gewicht in die Waagschale werfen – die Jägerinnen und Jäger allein sind zu wenig. Wenn sie das jedoch gemeinsam machen mit den anderen, dann haben wir Chancen, der Biodiversität zu helfen und dem Biodiversitätsverlust entgegenzuwirken. […] Es braucht jetzt sicher nicht noch eine weitere Studie zu "Wie geht es dem Hasen?" oder "Was braucht das Rebhuhn?" Die Antworten darauf liegen längst auf dem Tisch. Wir müssen jetzt vor allem Geld investieren, um die Brachflächen zu erhalten. Denn Brachflächen sind Paradiese in der ausgeräumten Landschaft. Brachflächen sind nicht nur gut für Feldhasen, Rebhühner und Fasanen, sondern sie erhöhen die gesamte Biodiversität in unserer Feldflur, die Artenzahl und die Dichte etwa von Vögeln, Insekten, Spinnen und auch Pflanzen nehmen signifikant zu!
(c) Sophia Lorenzoni
In der 10-teiligen Reihe Das Tier und wir, die vom vom 21. Mai bis 23. Juli 2022 immer samstags um 8:30 Uhr auf SWR2 zu hören ist, geht es um die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Von den ersten Beziehungen über Artenschutz und Forschung bis hin zu moralischen Fragen werden alle Aspekte des Themas behandelt.
In der fünften Folge liegt der Fokus auf der Jagd und der Rolle von Frauen in dieser Männerdomäne. Neben Sophia Lorenzoni kommen auch andere interessante Stimmen zu Jagd und Wild zu Wort. Den ganzen Beitrag gab es am Samstag, den 18.6.2022, um 8:30 Uhr auf SWR2 zu hören oder jdigital beim SWR2, in der ARD Audiothek, auf allen Streamingportalen oder direkt hier:
Titelbild: (c) Sophia Lorenzoni
In den 1980er-Jahren wurde in der Jägerschaft die Idee geboren, Kindern durch außerschulische Bildung und erlebnisorientiertes Lernen Wissen über die heimische Flora und Fauna, die Bedingungen der nachhaltigen Naturnutzung und die Biodiversität in der heimischen Kulturlandschaft zu vermitteln, um der zunehmenden Naturentfremdung junger Menschen entgegenzuwirken. 1991 erwuchs daraus „Lernort Natur“ – eine Bildungsinitiative des Deutschen Jagdverbandes e.V. (kurz DJV), die bundesweit von engagierten Jägerinnen und Jägern unterstützt wird. Dieses Engagement findet ehrenamtlich auf lokaler und regionaler Ebene in den Kreisjägerschaften statt und wird vorwiegend aus den Mitteln der Jägerschaften finanziert, teilweise werden auch Sponsorengelder, Spenden und Fördermittel eingesetzt.
Als Naturschutzverband anerkannt, trägt der DJV mit dieser Bildungsinitiative einen wesentlichen Teil dazu bei, Kindern und Jugendlichen den Umwelt- und Naturschutzgedanken nahezubringen, wozu Formen der Natur- und Umweltpädagogik, zu denen auch die Waldpädagogik zählt, genutzt werden.
Die Initiative Lernort Natur wurde zweimal von der UNESCO als offizielles Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005–2014“ sowie im Jahr 2020 als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt 2011–2020 im Sonderwettbewerb „Soziale Natur – Natur für alle“ ausgezeichnet. Das Projekt, so die Jury, animiere in vorbildlicher Weise eine Gesellschaftsgruppe deutschlandweit langfristig, sich ehrenamtlich für die Naturbildung insbesondere von Kindern zu engagieren. Die besonderen Würdigungen dieses jägerschaftlichen Engagements haben die Position von Lernort Natur im bildungs- und kulturpolitischen Bereich gestärkt.
Die wichtigsten Zielgruppen von Lernort Natur
Bei Lernort Natur wird die Natur nicht als Kulisse gesehen, sondern als zentraler Bezugspunkt – sie wird als Basis allen Handelns verstanden. Das Prinzip der nachhaltigen Nutzung, erstmals als Leitbegriff von der Forstwirtschaft geprägt, ist dabei eines der Kernpunkte der Initiative – und dies umfasst auch das Prinzip der nachhaltigen Jagd und ihre Bedeutung zum Erhalt der Biodiversität. Schutz und Nutzung sollten nicht als Gegensatz gesehen werden, beides bedingt einander. Nur, was auf Dauer vom Menschen genutzt wird, wird auch von ihm geschützt und nur, wer Wissen über die heimische Natur besitzt, setzt sich auch dafür ein, diese wichtige Lebensgrundlage dauerhaft zu erhalten. Ohne intakte Umwelt keine intakte Zukunft!
Hierzu liefert die UNESCO eine aussagekräftige Definition: „Die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) vermittelt Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nachhaltiges Denken und Handeln. Sie versetzt Menschen in die Lage, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und dabei abzuschätzen, wie sich das eigene Handeln auf künftige Generationen oder das Leben in anderen Weltregionen auswirkt.“
(c) Lernort Natur Ennepe-Ruhr e.V.
Kinder und Jugendliche entwickeln durch
ein tief verankertes Bewusstsein für den unschätzbaren Wert der Natur und für die Relevanz der Balance von Naturschutz und Naturnutzung, und sie erfahren dabei Wege und Möglichkeiten, die Zukunft unserer Erde gemeinsam lebenswert zu gestalten.
Jägerinnen und Jäger sind die Schlüsselfiguren dieser Initiative, da sie aufgrund ihrer Ausbildung umfangreiches Wissen über Flora und Fauna, Wald und Landwirtschaft, Naturschutz und nachhaltige Nutzung besitzen. Und weil sie ihre Reviere öffnen, um hier Schulklassen und Kindergartengruppen engagiert und qualifiziert auf ihrer Entdeckungsreise zu begleiten und ihnen attraktive Naturerlebnisse wie etwa gemeinsame Abendansitze mit anschließendem Würstchengrillen, Waldrallyes, das Bauen von Vogelnistkästen und Fledermauskästen, Baumpflanzaktionen, Projekttage und -wochen und vieles mehr ermöglichen. Mittlerweile sind mehr als 7000 Jägerinnen und Jäger bundesweit ehrenamtlich im außerschulischen naturpädagogischen Bereich für Lernort Natur tätig. Da Schulen und andere Einrichtungen verstärkt einen Qualitätsnachweis für die Wissensvermittlung und für die Arbeit mit Kindergruppen fordern, bieten die Landesjagdverbände und der DJV seit 1997 pädagogisch qualifizierte Weiterbildungsmöglichkeiten für die Lernort-Natur-Aktiven an, und seit 2000 gibt es ein eigenes DJV-Bildungsreferat. Jede Jägerin und jeder Jäger kann in seiner Jägerschaft an dieser Initiative teilnehmen. Der DJV bietet zu diesem Zweck pädagogische Weiterbildung in Form von Seminaren an. Wer sich besonders qualifizieren möchte, kann zudem das Zertifikat „DJV-Naturpädagogin/DJV-Naturpädagoge“ erwerben, das der DJV im Jahre 2013 ins Leben gerufen hat. Dieses Zertifikat können Jägerinnen und Jäger nach einer zweijährigen Ausbildung erwerben, wenn sie sich in speziellen Schulungen pädagogische Fähigkeiten und die notwendigen Kenntnisse der Naturpädagogik angeeignet haben. Jagdliche Naturpädagoginnen und -pädagogen, die sich als qualifizierte Botschafter für Wild, Wald und Natur verstehen, weisen sich mit dieser Qualifikation als Jägerinnen und Jäger mit besonderem Engagement und hoher sozialer Verantwortung aus.
Zusätzlich haben einige Jägerinnen und Jäger auch weitere Zusatzqualifikationen, unter anderem in den Bereichen der Wald-, Heil-, Kräuterpädagogik oder in der tiergestützten Pädagogik. Der Erwerb des Zertifikats „DJV-Naturpädagogin/DJV-Naturpädagoge“ ist keine Bedingung für die ehrenamtliche Arbeit für Lernort Natur.
(c) Lernort Natur Ennepe-Ruhr e.V.
Eines der wichtigsten Instrumentarien für die Lernort-Natur-Aktiven, um Kindern und Jugendlichen die Natur wieder näherzubringen, sind die sogenannten „Rollenden Waldschulen“ oder auch „Lernort-Natur-Mobile“ bzw. „Erlebnisschule Wald und Wild“ genannt, die die Natur direkt auf den Schulhof, in den Kindergarten oder auch zum Stadtfest bringen. Sie sind bestückt mit vielfältigem Anschauungsmaterial, angefangen von Info-Flyern und Tierpostern über Fühlkästen bzw. Tastbretter und Rekorder zur Vorstellung von Tierstimmen bis hin zu den verschiedensten Tierpräparaten, und werden von qualifizierten, pädagogisch geschulten Jägerinnen und Jägern betreut. Hier darf jederzeit angeschaut, angefasst und gefragt werden! Auch stationäre Waldschulen als außerschulische Lernorte unterstützen die Lernort-Natur-Aktiven in ihrem Bemühen, das Interesse der Jugend an der Natur und dem Zusammenleben von Mensch, Tier und Pflanze zu fördern und sie für die Anliegen des Naturschutzes zu sensibilisieren.
(c) Lernort Natur Ennepe-Ruhr e.V.
Die Initiative Lernort Natur ist ein ehrenamtliches Angebot der Jägerschaft, sie ist angewandte Umweltpädagogik und zugleich Aushängeschild der jagdlichen Öffentlichkeitsarbeit. Indem sie der Jugend die Natur nahebringt, ihre Sinne für die Schönheit der Natur schärft und ihr Engagement für den Natur- und Artenschutz fördert, ist sie ein zukunftsweisendes, tragfähiges Nachhaltigkeitsmodell der Jägerschaft. Kinder und Jugendliche werden später nur das schützen, was sie kennen und lieben gelernt haben.
(c) Lernort Natur Ennepe-Ruhr e.V.
Titelbild: (c) Lernort Natur Ennepe-Ruhr e.V.
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Wie die meisten gesellschaftlichen Bereiche hat sich auch die Jagd in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund fortschreitender Technisierung zunehmend modernisiert. Neben den Schalldämpfern ist vor allem auch die Wärmebild- und die Nachtsichttechnik in den Fokus der Jägerschaft gerückt – und das nicht nur aus reiner Technikbegeisterung. Vielmehr gelingt mit diesen technischen Errungenschaften eine waidgerechtere und effektivere Jagd. Wärmebild- wie auch Nachtsichtgeräte sind eine wichtige Unterstützung beim Entdecken und Ansprechen von Wildtieren bei schwierigen Lichtverhältnissen in der Dämmerung oder auch in der Nacht. In Zeiten von steigenden Schwarzwildbeständen (Stichwort ASP, aber auch Schwarzwildschäden an Grünlandflächen) ist das Thema Wärmebild- und Nachtsichttechnik brandaktuell – aber auch bei der Nachsuche, der Kitzrettung im Frühjahr und im Wildtiermonitoring können diese Geräte einen großen Nutzen bringen.
Was beiden Gerätearten zunächst einmal gemeinsam ist: Man kann mit beiden nachts sehen. Technisch unterscheiden sie sich jedoch deutlich: Wärmebildgeräte wandeln unsichtbare Wärmestrahlung (von Lebewesen, Pflanzen, Gegenständen) in sichtbares Licht um. Sie funktionieren im Prinzip wie eine Digitalkamera, mit dem Unterschied, dass der verwendete Sensor nicht für sichtbares Licht, sondern für Wärme- bzw. Infratrotstrahlung empfindlich ist. Bei der Bilddarstellung kann gewählt werden zwischen „White Hot“ (weiße Darstellung der Wärmeabstrahlung des Wildtieres vor dunklem Hintergrund) und „Black Hot“ (Wärmeabstrahlung wird in Schwarz vor hellerem Hintergrund wiedergegeben). Alternativ lassen sich die Temperaturunterschiede in vielen Geräten auch farbig darstellen, wie es von der Gebäudethermografie bekannt ist.
Nachtsichtgeräte verstärken das vorhandene Licht wie etwa das Mondlicht (sogenannte Restlicht- bzw. Bildverstärker) oder wandeln für das menschliche Auge nicht sichtbares Licht im nahen Infrarotbereich elektronisch in sichtbares Licht um (sogenannte Bildwandler). Nachtsichtgeräte bestehen aus einem Objektiv, einer Bildverstärkerröhre, einem Okular und einer Stromquelle. Die Röhre verstärkt das einfallende Licht und erzeugt auf einem Leuchtschirm ein monochromes Bild mit einem Grünton, bei neueren Geräten in einem Schwarz-Weiß-Ton. Interessant dabei ist, dass es sich bei Nachtsichtgeräten dem Prinzip nach um eine analoge Technologie handelt.
Nachtsichttechnik wird in mehrere Generationen eingeteilt, die jeweils die verbaute Bildverstärkerröhre und somit das wesentliche Leistungsmerkmal näher definieren. Weitere wichtige Faktoren, die aus dem jeweiligen Datenblatt des einzelnen Geräts hervorgehen, sind Auflösung, Lichtverstärkung, Helligkeit und Rauschverhalten. Mit einem Nachtsichtgerät, in dem eine Röhre der Generation 2 bzw. 2+ und eine hochwertige Optik verbaut sind, ist ein Jäger in der Regel sehr gut bedient.
Digitale Nachtsichtgeräte gibt es seit der immer weiter fortschreitenden Entwicklung von bilddarstellenden Sensoren – hier wird statt einer Bildverstärkerröhre ein hochempfindlicher CMOS- oder CCD-Sensor verbaut, so wie man es von modernen Digitalkameras her kennt. Digitale Nachtsichtgeräte sind in der Regel günstiger als analoge Geräte, jedoch kommen sie an die Abbildungsqualität der Röhrengeräte derzeit bei Weitem nicht heran. In puncto Bildqualität sind zum aktuellen Zeitpunkt die analogen Geräte den digitalen also haushoch überlegen. Punkten können digitale Geräte damit, dass man sie im Gegensatz zu analogen Röhrengeräten auch tagsüber einschalten kann, da sie keine Bildröhre besitzen, die dadurch Schaden nehmen könnte.
Nachtsichtgeräte verstärken vorhandenes Restlicht und wandeln es um, sodass es für das menschliche Auge sichtbar wird. Durch Fluoreszenz erscheint das Abbild der Umgebung grünlich (der Blauanteil des Lichts wird ins grüne Spektrum verschoben, der Rotanteil in den Infrarotbereich). (c) Raimundo79/Shutterstock.com
Vorteile:
Nachteile:
Vorteile:
Nachteile:
Zusammenfassung: Wer ein Gerät zur Beobachtung sucht, also Wild rasch aufspüren können möchte, ist sicher mit einem Wärmebildgerät optimal beraten, wer dagegen eher ein Gerät benötigt, um Wildtiere präzise anzusprechen, trifft mit einem Nachtsichtgerät die ideale Wahl. Viele Jäger nutzen beide Techniken in Kombination, es gibt inzwischen sogar fusionierende Geräte („Fusion Technology“), die beide Techniken, Wärmebild- und Nachtsichttechnik, in einem einzigen Gerät vereinen.
Kurz gesagt werden Vorsatzgeräte als zusätzliches Gerät vor das Objektiv eines Zielhilfsmittels, wie z.B. eines Zielfernrohrs, montiert. Wird die Montage auf der Okularseite des Zielhilfsmittels vorgenommen, also hinter dem Zielfernrohr, spricht man von Nachsatzgeräten oder auch Okulargeräten.
Vorsatzgeräte bauen deutlich nach vorn auf und verändern das Gleichgewicht einer ausbalancierten Waffe. Vor dem Zielfernrohr dürfen sich keine Visierteile befinden, die das Aufsetzen des Geräts unmöglich machen würden, auch durch einen auf der Waffe montierten Schalldämpfer können hier Probleme entstehen. Auch für den Adapter, mit dessen Hilfe das Gerät auf das Zielfernrohr aufgesetzt wird, muss rund um das Zielfernrohr genügend Platz sein. Vorsatzgeräte müssen sich für einen präzisen Schuss 100%ig in der Flucht mit der des Zielfernrohrs befinden, zudem müssen sie extrem zuverlässig montiert sein. Hinzu kommt, dass ihr Gewicht sowohl Zielfernrohr als auch Montage nicht unerheblich belastet.
Nachsatzgeräte dagegen sind kompakt, klein und leicht, und sie verlagern das Gewicht der Waffe nur wenig. Sie bewirken also keine Treffpunktlageveränderung. Zudem sind sie schnell montiert, also ideal etwa für die Pirsch geeignet, und sie lassen sich problemlos und rasch auch zur reinen Beobachtung verwenden, da ihr Okular stets verfügbar ist. Zudem sind sie in der Anschaffung vergleichsweise günstiger als Vorsatzgeräte.
Wärmebildgeräte gibt es, aufgrund ihrer Bauweise und Funktion, nur als Vorsatzgeräte bzw. als handgehaltene Geräte (sie können wegen der zahlreichen Glaslinsen innerhalb einer Fernoptik, also auch eines Zielfernrohrs, nicht hinter einer Optik angebracht werden, denn das Glas würde die Wärmestrahlung absorbieren). Bei diesen Geräten schaut man durch das Okular des Zielfernrohrs auf das Display des Wärmebildgeräts, das mithilfe eines Klemmadapters auf die Tageslichtoptik justiert wird.
Nachtsichtgeräte gibt es sowohl als Vorsatz- als auch als Nachsatzgeräte. Ein zentraler Aspekt ist, dass bei Nachsatzgeräten stets Lichtverluste durch das Zielfernrohr entstehen, da das Licht, das verstärkt werden soll, zunächst durch die Optik des Zielfernrohrs und die diversen Linsen fallen muss. Ein Nachsatzgerät ist demzufolge im Vergleich zu einem Vorsatzgerät schlichtweg deutlich dunkler. Zudem lässt sich bei einem Nachsatzgerät der Leuchtpunkt der Tageslichtoptik nicht verwenden, und es ist ein Parallaxenausgleich am Zielfernrohr erforderlich, damit sichergestellt ist, dass Absehen und Ziel gleichzeitig scharf gesehen werden können. Darüber hinaus wird bei Nachsatzgeräten der Augenabstand verringert, es sei denn, man versetzt das Zielfernrohr entsprechend nach vorn oder man behilft sich, in der Regel mit gutem Erfolg, mit dem Aufsetzen einer Schaftkappe. Auch der Anschlag wird bei Nachsatzgeräten entsprechend erschwert.
Die Frage, ob nun ein Vorsatz- oder ein Nachsatzgerät die bessere Alternative darstellt, lässt sich abschließend nicht allgemeingültig beantworten. Grundsätzlich sind sowohl Vorsatz- als auch Nachsatzgeräte eine für die Jagd geeignete Lösung, aber wie oben dargestellt haben beide auch jeweils prinzipielle Vor- und Nachteile. Die Entscheidung muss daher jede einzelne Jägerin und jeder einzelne Jäger vor dem Hintergrund der individuellen jagdlichen Situation selbst treffen.
Die rechtliche Situation hinsichtlich des Erwerbs, Besitzes und Einsatzes von Wärmebild- und Nachtsichtgeräten ist äußerst komplex – detaillierte Informationen dazu sind unter diesen Links zu finden:
Frage-Antwort-Papier Novelle Waffenrecht – DJV (Stand 09/2021)
Waffengesetz – Bundesministerium der Justiz:
Merkblatt zu Nachtsichtvor- und Nachtsichtaufsätzen; Hrsg.: BKA (Stand 06/2020):
Weitere Informationen zur Nachtjagd findet sich im gleichnamigen Magazin von Jagderleben: Magazin Nachtjagd
Titelbild: (c) Eva Grun
]]>Jägerinnen und Jäger sind in ihrer Freizeit größtenteils in der Natur zu Hause. Beim Pirschgang durchs Revier, häufig begleitet von ihrem vierläufigen Gefährten, durchstreifen sie die Natur und beobachten die Wildtiere. Sie wissen, wie man sich vorsichtig und von Wildtieren unentdeckt bewegt, um jede unnötige Störung zu vermeiden. Wind- und Lichtverhältnisse, Sonnenstand und jahreszeitbedingte Zusammenhänge kennen sie wie ihre Westentasche, und ihrem geschulten Blick entgeht nicht das kleinste Detail.
Alles in allem also ideale Grundvoraussetzungen nicht nur die erfolgreiche Jagd, sondern auch für eine realistische oder auch atmosphärische Naturfotografie! Tatsächlich verspüren immer mehr Jägerinnen und Jäger den Wunsch, die besonderen Stimmungen und Momente in der Natur und während der Begegnung mit Wildtieren im Bild festzuhalten, und greifen daher zur Kamera. Und dabei geht es bei Weitem nicht nur um die in sämtlichen Social-Media-Kanälen überreichlich geposteten klassischen Erlegerbilder, sondern vielmehr um individuelle Interpretationen von bestimmten jagdlichen Situationen und Stimmungen. Dass Jägerinnen und Jäger eine umfassende Kenntnis von Flora und Fauna und vor allem des Verhaltens der Wildtiere besitzen, beschert ihnen bei der Wahl des idealen Motivs und der besten Perspektive große Vorteile.
Damit aus der Fotopirsch auch eine gute Fotostrecke wird, zählen vor allem Kreativität und natürlich technisches Know-how sowie entsprechendes Equipment. Doch es muss nicht immer direkt die teuerste und vielfältigste Ausrüstung sein – mit der zunehmend optimierten Kameratechnik, die die heutigen modernen Smartphones bieten, gelingen bereits mit wenig Fototechnik-Kenntnissen und einem guten fotografischen Auge überzeugende Bilder.
Essenziell ist es für all diejenigen, die sich mit der Fotografie näher beschäftigen wollen, die eigene Kamera nahezu blind bedienen zu können, alle ihre Möglichkeiten genau zu kennen und mit der Ausrüstung absolut vertraut zu sein, um sich in erster Linie dem Motiv widmen zu können. Lernen Sie Ihre Kamera daher im Vorfeld ausreichend kennen, und haben Sie sie draußen immer „schussbereit“!
Wichtige Aspekte für die Planung der Fotopirsch
Folgende Fragen, die individuell natürlich noch erweiterbar sind, sollten sich fotografierende Jägerinnen und Jäger im Vorfeld stellen:
Parallel zur Beantwortung dieser Fragen sind folgende Aspekte für eine erfolgreiche Naturfotografie ausschlaggebend:
Für den Einstieg genügt durchaus eine gute Smartphone-Kamera, denn letzten Endes macht nicht die Technik gute Bilder, sondern der Fotograf!
Wer die Naturfotografie jedoch etwas professioneller betreiben möchte, greift zur Bridgekamera oder zur Spiegelreflexkamera mit einem guten Kit-Objektiv (beispielsweise ein 18–300 mm, ein Allround-Objektiv, das mit seinem großen Brennweitenbereich als eine Art Schweizer Taschenmesser unter den Objektiven gilt), hat stets ein Stativ, einen geladenen Ersatz-Akku, eventuell eine zweite Speicherkarte und einen Fernauslöser für Makro-, Langzeit- und Teleaufnahmen auf dem Stativ im Rucksack dabei. „Nach oben“ sind natürlich, je nach zur Verfügung stehendem Budget, noch weitaus professionellere Alternativen möglich und umsetzbar.
„Fotografie ist die Kunst, mehr zu zeigen, als man sieht“
(Linda Adda, Schweizer Fotografin) (c) Angelika Glock
Auch beim Fotografieren gilt: Werden Sie kreativ, und setzen Sie sich einfach auch einmal über die klassischen Regeln der Fotografie wie Goldener Schnitt oder Drittelregel hinweg. Experimentieren Sie mit dem Licht, der Motivwahl, der Perspektive – und durchaus auch mit unterschiedlichen Programmautomatiken. Fotografieren Sie ganz bewusst lediglich ein Detail, wie etwa eine Nahaufnahme eines Bruchzeichens, und fangen Sie damit die für Sie besondere Stimmung dieses einzigartigen Moments ein.
Oder erzählen Sie eine individuelle Geschichte, Ihre ganz persönliche Geschichte an diesem Tag im Revier. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf, während Sie draußen unterwegs sind, bleiben Sie stets neugierig, und setzen Sie Ihre Kreativität und die atmosphärischen Momente dabei in einzigartige Bilder um. Kurzum: Verschmelzen Sie durch Ihre kreative Interpretation der jeweiligen Situation das Handwerk der Jagd mit dem Kunstwerk der Fotografie.
]]>Es ist vier Uhr am Morgen, der Wecker klingelt. Müde betätige ich die „Schlummern-Taste“ und will mich noch einmal umdrehen. Erst dann fällt mir auf, dass der Wecker nicht zur Arbeit ruft. Ich liege in einem kuscheligen Bett auf einer Alm nahe Kitzbühel. Das Feuer ist in der Nacht ausgegangen und ich merke, wie die Kälte der Nacht sich Zugang in die Holzhütte verschafft hat. Draußen ist es stockdunkel. Nein, stimmt eigentlich nicht, die Schweinesonne, wie wir Jäger den Mond nennen, steht rund am Himmel.
Meine Freundin Babsi hat sich wohl schon aus dem kuscheligen Bett aufraffen können. Ich höre sie und ihre beiden Hunde in die Stube gehen. Na dann: Ich schwinge mich auch aus den Federn. Während das Feuer im Offen prasselt – es ist Ende September und die Nächte werden schon sehr kalt – trinken wir eine Tasse heißen Tee. Dann packen wir einen Rucksack mit noch mehr heißem Tee und einer Jausen, wie die Brotzeit im Österreichischen heißt, und es geht auf den Berg.
Es ist sternenklar, sodass der Mondschein ausreicht, um ohne Taschenlampe den schmalen Wanderpfad in Richtung Weißkopfkogel, so heißt die Gipfelkuppe, auf der wir heute den Sonnenaufgang genießen möchten, zu gehen. Unsere drei Hunde haben wir an der Leine mit dabei. Auch wenn Babsi in diesem Jagdrevier heimisch ist, möchten wir nicht, dass die Hunde das Wild beunruhigen. Es ist etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang, hinter der Bergkuppe wird es langsam hell. Plötzlich pfeift es vor uns und auf dem Grad erscheint die Silhouette einer Gams. Gämsen pfeifen, wenn sie beunruhigt werden. Da wir uns jedoch ruhig verhalten und auf dem Weg laufen, zieht sie langsam von dannen und erweist uns den Gefallen, auf dem Fels gegen das Licht zu verhoffen, sodass wir den Anblick ihres Umrisses noch genießen können, bevor sie hinter dem Berg verschwindet.
Wir laufen weiter. Zwei Stunden Aufstieg haben wir hinter uns, als wir eine Viertelstunde vor Sonnenaufgang am Gipfelkreuz ankommen. Für uns gibt es eine Tasse heißen Tee, für die Hunde Wasser. Dann zieht die Sonne Stück für Stück über den Horizont und wir genießen die Wärme und das Licht auf unseren Gesichtern.
Babsi hatte mein Buch Auf der Pirsch direkt im Buchhandel bestellt als es rauskam. Seitdem fehlte jedoch die Widmung. Dies holen wir an jenem Morgen nach. Während hinter uns weitere acht Gämse zu sehen sind und die Sonnenstrahlen immer kräftiger werden. Auch im Gipfelkreuz verewigen wir uns an diesem schönen herbstlichen Morgen. Babsi und ich haben uns über die Jagd kennengelernt.
Die Liebe zur Natur verbindet uns. Vier Tage sind wir gemeinsam durchs Revier gezogen, doch keiner von uns hat dabei ans Jagen gedacht. Wir haben uns gefreut über den Anblick des Wildes, haben Salz ausgebracht und viel geredet, wie Frauen es eben gerne tun. Abends gab es dennoch Wild zu essen. Babsis Gefrierschrank hatte noch leckeres Gamsfleisch vorrätig, dass wir mit frisch gesammelten Eierschwammerln zubereiteten.
Ein Artikel von BLV-Autorin Sophia Lorenzoni. Hier finden Sie ihren neusten Titel Auf der Pirsch.
Titelbild: (c) Sophia Lorenzoni
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Auch der BLV hatte zum ersten Mal die einzigartige Möglichkeit auf den 7. Internationalen Jagd- und Schützentagen sein Verlagsprogramm an einem Messestand vorzustellen. Das Interesse an unseren Jagdtiteln war überwältigend.
Besonders hat uns gefreut, zahlreiche, in der Szene bestens etablierte BLV-Autorinnen und Autoren persönlich zu treffen: Sophia Lorenzoni vom Landesjagdverband Baden-Württemberg e.V. („Auf der Pirsch“) und den Tier- und Jagdmaler Jörg Mangold („Ansitz-Gedanken“, „Bock auf Bock“ u.a.).
(c) Nadja Harzdorf van Wickeren
Unser besonderer Dank gilt dem Fachanwalt für Agrarrecht Christian Teppe - Gesamtbearbeiter des führenden Ausbildungsbuches zur Vorbereitung auf die Jägerprüfung „Krebs – Vor und nach der Jägerprüfung“ - dem wir unseren Stand auf der Messe zu verdanken haben und der uns tatkräftig bei der Promotion seines neuen Buches „Der kleine Jäger-Knigge“ unterstützt hat.
(c) Nadja Harzdorf van Wickeren
Gerahmt wurde das bereichernde Wochenende durch ein buntes und abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit anregenden Diskussionsrunden mit namhaften Vertreterinnen und Vertreter der Jagdszene, Greifvogelvorführungen, Jagdhundeschauen und Auftritten zahlreicher musikalischer Gruppierungen aus dem Umland.
Bis zum nächsten Jahr auf dem Jagdschloss Grünau!
Titelbild: (c) Nadja Harzdorf van Wickeren
]]>Unsere Jagdkultur ist eng mit dem Hund und der Entwicklung der Jagdhunderassen verbunden. Jagdhunde sind eine unersetzliche Hilfe für die Erfüllung der Aufgaben des Jägers. Seit Urzeiten ist der Hund DER Begleiter von Jägerin und Jäger, wenn es zum Pirschen ins Revier geht, auf den Ansitz, zur Drück- bzw. Treibjagd oder Wasserjagd im Revier eines Jagdfreundes, zur Beizjagd, zur Nachsuche auf krankgeschossenes oder auch verunfalltes Wild. Letzteres, das zuverlässige Auffinden von krankgeschossenem oder verunfalltem Wild, ist vor allem aus tierschutzrechtlicher Sicht eine der ganz wichtigen Aufgaben von Jagdhunden bei der Jagdausübung.
Ursprünglich wurden die jeweiligen Jagdhunderassen insbesondere zum Aufspüren und Anzeigen von Wild eingesetzt. Die Arbeit nach dem Schuss wurde im Laufe der Zeit für die Jagdhunde zur immer bedeutenderen Aufgabe.
Das Jagen mit dem Hund bedeutet waid- und somit tierschutzgerechtes Jagen. Dabei stellt sich die wichtige Frage, inwieweit die Ausbildung des Jagdhundes hierfür definiert ist. Zunächst einmal der Blick auf die jagende Person: Laut Bundesjagdgesetz (BJagdG) § 15 Abs. 5 müssen Bewerber für die Erteilung ihres ersten Jagdscheins u.a. ausreichende Kenntnisse hinsichtlich der Führung von Jagdhunden in der Jägerprüfung nachweisen.
Alle Landesjagdgesetze (LJagdG) der 16 Bundesländer schreiben, in unterschiedlichem Wortlaut definiert, den Einsatz von brauchbaren Jagdhunden für bestimmte jagdliche Verwendungszwecke vor. Dies sind im Regelfall alle Such-, Drück- und Treibjagden, Jagden auf Feder-/Wasserwild sowie sämtliche Nachsuchen. Verstöße gegen diese Regelungen gelten als Ordnungswidrigkeit und können, je nach Situation, gemäß § 17 Nr. 2b des Tierschutzgesetzes sogar eine Straftat darstellen.
Es ist nicht definiert, dass jeder einzelne Jäger bzw. Revierinhaber selbst einen brauchbaren Jagdhund halten muss, sondern die Gesetze schreiben den Einsatz entsprechend brauchbarer Jagdhunde für bestimmte Arten der Jagd vor. Im Umkehrschluss heißt das, dass Jäger, Revierinhaber bzw. Jagdleiter im Falle, dass sie selbst keinen brauchbaren Jagdhund halten, Sorge dafür tragen müssen, dass für die jeweilige Jagdausübung oder auch für die entsprechende fachgerechte Nachsuche die erforderlichen Jagdhunde jederzeit verfügbar sind. Dies muss im Vorfeld der Jagd abgesprochen und fest vereinbart werden.
Die waidmännische Pflicht zur Nachsuche besteht übrigens auch bei der Einzeljagd. Daher sollte auch hier Vorsorge dafür getroffen werden, dass nachweislich brauchbare Jagdhunde für den Fall eines Falles jederzeit zur Verfügung stehen.
Gut ausgebildete Jagdhunde sind de facto für eine waid- und tierschutzgerechte Jagd unerlässlich. Nun fallen diese bekanntlich nicht einfach „fertig“ vom Himmel, sodass Jagdhunde, ihrer Veranlagung gemäß, eine umfassende Ausbildung und abschließende Prüfung absolvieren müssen, damit ihre Brauchbarkeit für den Jagdbetrieb festgestellt werden kann. Die Zuständigkeit für die Feststellung der jagdlichen Brauchbarkeit liegt dabei, nach Abstimmung mit den zuständigen Ministerien, bei den jeweiligen Landesjagdverbänden.
Es geht bei den Brauchbarkeitsprüfungen, und das ist wichtig zu unterscheiden, nicht um zuchtrelevante Gesichtspunkte, wie etwa bei Zuchtprüfungen (z.B. VJP, HZP bei Vorstehhunden), die bei der Zucht und der Ausbildung von Jagdhunden eine bedeutende und entscheidende Rolle bei der Sicherung des genetischen Potenzials im Hinblick auf ihre Eignung und zukünftige Verwendung im vielseitigen Jagdgebrauch und als Zuchthunde der einzelnen Jagdhunderassen spielen und die zusammen mit den Verbandsgebrauchsprüfungen als Verbandsprüfungen in der Regel der Dachvereinigung für das deutsche Jagdgebrauchshundewesen, dem Jagdgebrauchshundverband (JGHV), unterliegen, sondern um rein gesetzliche. So existieren in den einzelnen Bundesländern neben den rassespezifischen Zuchtprüfungen, für die der JGHV als assoziiertes Mitglied im Deutschen Jagdverband (DJV) mit diesem gemeinsam bei Ausbildung und Zucht von brauchbaren Hunden eng zusammenarbeitet, auch ländereigene Brauchbarkeitsprüfungen, die auf der Grundlage des Bundesjagdgesetzes definiert sind. Vor allem die Verpflichtung zur Nachsuche von krankgeschossenem Wild, einem der wichtigsten Grundsätze der Waidgerechtigkeit, resultiert aus dem Bundesjagdgesetz (§ 22a BJagdG „Verhinderung von vermeidbaren Schmerzen oder Leiden des Wildes“).
<palign="justify">Das Bestehen einer anerkannten Brauchbarkeitsprüfung für den konkreten Einsatzbereich, d.h. etwa bei Drückjagden auf Schwarzwild eine Brauchbarkeitsprüfung für die Nachsuche auf Schalenwild, ist letztlich der sicherste Nachweis für die Brauchbarkeit.
Die Normen für die jagdliche Brauchbarkeit ergeben sich aus den Erfordernissen des praktischen Jagdbetriebs unter besonderer Berücksichtigung des Tierschutzgedankens sowie aus der Notwendigkeit, Qualen von bei Verkehrsunfällen zu Schaden gekommenem und vor allem bei auf Jagden krankgeschossenem Wild zu vermeiden oder zu verkürzen.
Der brauchbare Jagdgebrauchshund soll gemäß bundesweiter Empfehlung des DJV und JGHV Wild in unzugänglichen Revierteilen, sowohl zu Lande als auch zu Wasser auffinden, es dem Jäger anzeigen oder es in Bewegung bringen. Er muss vom Jäger erlegtes Wild zuverlässig finden und dem Jäger selbstständig und unbeschadet (also ohne es anzuschneiden) zutragen. Hintergrund dafür ist, dass das Wildbret als hochwertiges, biologisches und wertvolles Nahrungsmittel in Verkehr gebracht werden kann. Und vor allem soll er auch krankes Wild finden und somit zur raschen Beendigung von Schmerzen und Leiden des Wildes beitragen.
<palign="justify">Bei Brauchbarkeitsprüfungen als reine Jagdeignungsprüfungen gibt es, im Unterschied zu den Zucht- und Verbandsgebrauchsprüfungen, die nach differenzierten Noten bewertet werden, nur ein „Bestanden“ oder „Nicht bestanden“.
Für die Ausbildung und Prüfung von brauchbaren Hunden zur Jagd haben sich jagdnahe simulierte Begegnungen von Hund und Wild bewährt. Die jagdliche Brauchbarkeit wird schwerpunktmäßig festgestellt in folgenden Bereichen – aufgeteilt in die Nachsuche auf Niederwild (außer Rehwild) und in die Nachsuche auf Schalenwild:
Brauchbarkeitsprüfungen gibt es in jedem der 16 Bundesländer, allerdings sind sie, sowohl dem Föderalismus als auch der Tatsache geschuldet, dass sie nicht dem Verantwortungsbereich des JGHV unterliegen, von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt.
Im gleichen Maße gilt dies für die Zulassungsvoraussetzungen zur Brauchbarkeitsprüfung: In manchen Bundesländern ist es nicht erforderlich, dass der zur Prüfung angemeldete Hund einer dokumentierten jagdlichen Leistungszucht entstammt, sondern es genügt, wenn er dem Phänotyp einer anerkannten Jagdhunderasse gleicht. In diesen Bundesländern können demnach auch Hunde einer nicht vom JGHV anerkannten Jagdhunderasse geprüft werden.
Auch gelten die einzelnen Brauchbarkeitsprüfungen nicht per se in allen Bundesländern gleichermaßen, sodass es durchaus vorkommen kann, dass etwa ein Hund, der in Niedersachsen als brauchbarer Hund bei der Jagd eingesetzt werden kann, in Mecklenburg- Vorpommern nicht als brauchbar gilt.
Die Bescheinigung der jagdlichen Brauchbarkeit hat im Übrigen auch einen versicherungstechnischen Hintergrund: Die meisten Jagdhaftpflichtversicherungen verlangen von einem versicherten Jäger mit Hund nach spätestens zwei Jahren einen Brauchbarkeitsnachweis, damit Haftungsansprüche für Schäden, die durch den Hund im Rahmen der Jagdausübung verursacht wurden, abgesichert sind (in den ersten beiden Jahren gehen die Versicherungen davon aus, dass der Hund in der Ausbildung befindlich ist, und dieses Risiko ist versichert).
Trainingssequenz: Ein English Pointer apportiert während seiner Ausbildung am Wasser auch einen Fasan. (c) Angelika Glock
Ganz wichtig: Es ist also wie so oft unerlässlich und jedem Jagdhundeführer nachdrücklich anzuraten, die konkreten Vorschriften des jeweiligen Bundeslandes hinsichtlich Zulassung und Inhalt der Brauchbarkeitsprüfung genauestens zu prüfen!
Titelbild: (c) Angelika Glock
]]>Reiterhilfen sollen helfen. Aber wobei sollen sie helfen? Reiterhilfen sollen die Kommunikation zwischen Pferd und Mensch ermöglichen. Also dem Reiter eine Möglichkeit bieten, dem Pferd unter uns eine Anweisung zu geben.
Diese Anweisungen passieren unter Einsatz deines Körpers und zwar mit deinem Gewicht, den Schenkeln und den Händen (Gewichts-, Schenkel-, und Zügelhilfen). Wobei immer darauf zu achten ist, dass die treibenden Hilfen, also die, die mit Gewicht und Schenkel gegeben werden in der Priorität höher zu stellen sind als die verwahrenden Hilfen (Zügelhilfe).
Des Weiteren ist wichtig zu beachten, dass keine Hilfe für sich alleine steht. Die Reiterhilfen werden immer in Kombination zusammen gegeben. Dabei bestimmen das Timing, die Zusammensetzung und die Dosierung der verschiedenen Hilfen, was das Pferd letztendlich ausführen wird. Macht das Pferd nicht das, was du dir eigentlich vorgestellt hast, dann musst du Timing, Zusammensetzung und Dosierung der Hilfen überdenken und ggf. nochmal oder anders dem Pferd anweisen.
Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen können wie folgt auf das Pferd einwirken:
GEWICHTSHILFEN werden über das Reiterbecken, genauer über deine Sitzbeinhöcker gegeben. Man unterscheidet die beidseitig und einseitig belastende Gewichtshilfe und die entlastende Gewichtshilfe.
SCHENKELHILFEN werden mit der flachen Innenseite deiner Wade gegeben und zwar im Impuls. Das bedeutet, du spannst deine Wadenmuskeln einmal an und entspannst sie dann wieder. Ein Dauertreiben ist hier nicht sinnvoll, da die Pferde abstumpfen und als Folge nicht mehr auf den Schenkel reagieren. Man unterscheidet vorwärts- und vorwärts-seitwärts treibende und verwahrende Schenkelhilfen.
ZÜGELHILFEN werden aus einer korrekt geschlossenen und getragenen Reiterhand heraus gegeben. Diese Hilfe hat den größten Einfluss auf das Pferd und kann ihm am meisten schaden, daher sollte die Zügelhilfe immer mit Bedacht eingesetzt werden und immer nach dem Grundsatz: „nach jeder annehmenden Zügelhilfe folgt eine nachgebende Zügelhilfe.“ Man unterscheidet hier auch folgende Hilfen: Annehmende, nachgebende, durchhaltende, verwahrende und seitwärtsweisende Zügelhilfen.
Wenn alle Reiterhilfen effektiv zusammenwirken spricht man von halben Paraden. Halbe Paraden brauchst du immer dann, wenn…
Die ganze Parade führt immer zum Halten und kann somit korrekt nur auf einer Geraden geritten werden. Denn nur da kann dein Pferd in sich gerade, auf allen vier Hufen gleichmäßig belastet stehen bleiben.
Gute und korrekte Reiterhilfen können ausschließlich aus einem guten und ausbalanciertem Reitersitz heraus gegeben werden. Darum ist die Sitzschulung für den Reiter, auch wenn dessen Reitanfangszeiten weit zurück liegen, eine wertvolle Ergänzung zur Reitausbildung und das zu jeder Zeit!
Das Wissen über sein eigenes Tun auf dem Pferd und was man damit bewirkt, ist essenziell für ein feines Reiten und somit für die Gesunderhaltung des Pferdes. Gutes, korrektes und pferdegerechtes Reiten ist aktiv gelebter Tierschutz.
Mehr Infos zu korrekten Reiterhilfen und mehr erfährst du in der Reittrainings-Box und in meinen Onlinekursen auf www.pferdvoll-wertvoll.de und auf meinem Instagram-Account pferdvollwertvoll.
Ein Artikel von BLV-Autorin Barbara Decker. Hier finden Sie ihren neusten Titel Die Reittraings-Box.
Titelbild: (c) Barbara Decker
]]>Grundsätzlich sollte großer Wert auf die Wildbretqualität gelegt werden. Abzuraten ist von Wildfleisch aus dem Supermarkt, da es häufig von Tieren aus Gatterhaltung oder aus Übersee stammt. Besser wendet man sich an spezialisierte Fleischerfachgeschäfte oder an einen Jäger bzw. das Forstamt in der eigenen Region – hier erhält man Wildbret aus heimischer, nachhaltiger Jagd, und man hat zudem die Sicherheit, dass das Fleisch ausreichend lange bei entsprechender Temperatur abgehangen ist, was beim Grillen ein besonders saftiges, wohlschmeckendes Fleisch garantiert.
Auf den Grillrost passt besonders das Fleisch von Wildschwein, Reh-, Rot- und Damwild, aber auch das Wildbret von Wildschaf und Niederwild wie Feldhase, Kaninchen und Ente lässt sich sehr gut auf dem offenen Feuer zubereiten.
Prinzipiell verhält sich Wildbret auf dem Grill ähnlich wie das Fleisch von Rind, Schwein oder Lamm, allerdings ist es, mit Ausnahme des Fleisches vom Wildschwein, fettarm und darum hitzeempfindlich. Daher ist es ratsam, das Fleisch direkt, das heißt auf der größten Hitze des Grills, kurz anzugrillen und dann bei indirekter Hitze, also entweder neben oder seitlich versetzt oberhalb der Hitzequelle (noch effektiver bei geschlossenem Deckel), langsam und schonend fertig zu garen. Es gibt auch die Möglichkeit des Rückwärtsgrillens, das heißt, das rohe Fleisch wird zunächst indirekt bei niedriger Temperatur schonend gegart und erst dann heiß gegrillt. Der Vorteil beim Rückwärtsgrillen ist, dass die Röstaromen erst zum Schluss des Garvorgangs erzeugt werden, das Fleisch zarter und saftiger wird und man auf diese Weise eine perfekt krosse Kruste erhält. Da besonders Wildfleisch nicht zu schnell und zu stark erhitzt werden darf, ist auf jeden Fall der Einsatz eines Grillthermometers zu empfehlen, mit dem sich die individuelle Kerntemperatur des jeweiligen Wildfleisches kontrollieren lässt.
(c) Ilka Dorn
Tipp: Erste Grillerfahrungen mit Wildbret sollte man mit dem Fleisch vom Wildschwein sammeln, da es einen höheren Fettgehalt hat. Übrigens hat es viermal so hohe Werte an mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie das des Hausschweins!
Man kann das Wildfleisch pur grillen und erst im Nachhinein würzen, aber auch bereits vor dem Grillen marinieren oder in Speck einwickeln, um es so vor dem Austrocknen zu schützen. Viele verwenden auch einen individuell zusammengestellten Wild-Rub aus unterschiedlichen Gewürzen, bestehend vor allem aus Rosmarin und Thymian. Und mit einer Marinierspritze lassen sich aromatisierte Öle und Marinaden direkt in das Fleisch einbringen, was es zarter und saftiger werden lässt.
Wildbret lässt sich auch sehr gut im Smoker grillen, was dem Fleisch ein besonders aromatisch-würziges Raucharoma verleiht, oder man schmort es im Dutch Oven – die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt.
Als Beilagen eignen sich Klassiker wie Rosmarinkartoffeln, frisches Baguette, bunte Salate oder auch diverse gegrillte Gemüse und Pilze, begleitet von Chutneys beispielsweise aus Waldfrüchten. Hier entscheidet der individuelle Geschmack!
Auf jeden Fall sollte der Grill sowohl über eine direkte als auch über eine indirekte Hitzezone verfügen. Da es verschiedene Möglichkeiten des Wildgrillens gibt, hier eine kurze Übersicht:
Tipp: Für ein besonderes Aroma kann man Zweige von Thymian und Rosmarin in die Grillglut legen oder auch Räucherchips mit unterschiedlichen Aromen einsetzen, um das Fleisch mit dem jeweiligen Raucharoma zu verfeinern.
Allen, die ohnehin gerne grillen! Und für die Kids lassen sich auf dem Grill wunderbar schmackhafte Wildwürstchen oder Cheese-Wildburger mit gegrilltem Wildschweinhack zubereiten, auf die die kleinen Schleckermäuler sicher fliegen werden. Wildbret ist ein Premiumprodukt – und aufgrund seiner besonderen Schmackhaftigkeit und seiner wertvollen Inhaltsstoffe kann es eigentlich nicht oft genug auf den Teller kommen – und das nicht nur im Sommer!
Titelbild: (c) Ilka Dorn
]]>Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht, heißt es in Schillers „Lied von der Glocke“.
Charles Darwin geht noch einen Schritt weiter, indem er die These vertritt, die Kontrolle und Zähmung des Feuers sei, mit Ausnahme der Sprachentwicklung, die wahrscheinlich größte Errungenschaft des Menschen. Tatsächlich hat die Entdeckung und Kontrolle des Feuers entscheidend zur kulturellen und biologischen Evolution der menschlichen Spezies beigetragen.
Die Zubereitung von Speisen auf offenem Feuer und damit das Grillen in seiner Urform gilt weithin als älteste und ursprünglichste Garmethode der Welt und ist eng mit der Entwicklung des Menschen verbunden. Richard W. Wrangham, bekannter Anthropologe und Primatologe an der Harvard University in Cambridge, vertritt in einem seiner Bücher sogar die Theorie, dass das Kochen als Grundstein der Evolution zu betrachten sei und der Mensch sich nur durch die Fähigkeit des Bratens, Dünstens und Grillens entwickeln konnte. Der entscheidende Knackpunkt dabei ist: In gegarter Nahrung, ob Fleisch, Gemüse oder Wurzeln, steckt weitaus mehr Energie als vergleichsweise in roher Nahrung – und sie ist leichter verwertbar. Das Kochen von Nahrung ist also nach dieser Theorie als eine Art „Energiebooster“ zu verstehen, die die Entwicklung des Menschen erst so richtig angefacht hat.
Mit Feuer verbinden wir etwas Archaisches, es weckt unsere Urinstinkte. Es übt eine besondere Anziehungskraft auf uns aus, Speisen unter freiem Himmel gemeinsam mit Freunden oder der Familie auf dem Feuer zuzubereiten. Dahinter steht aber auch eine Art Kochphilosophie, denn Grillen erfordert auch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Lebensmittel Fleisch und den verwendeten Zutaten, und es ist eine Möglichkeit, unseren modernen Alltag etwas zu entschleunigen. Man muss sich schon ausreichend Zeit nehmen, um ein Stück Fleisch über dem Feuer schön saftig und knusprig zuzubereiten. Währenddessen sitzt man am Feuer beisammen, plaudert und „schmeckt“ bereits den Geruch der sich immer mehr verstärkenden Gararomen. Nach dem Grillen legt man ein paar Holzscheite aufs Feuer und lässt den Abend im Schein der prasselnden Flammen gemütlich ausklingen.
Freunde des Grillens schätzen vor allem das typische rauchige Aroma, das Fleisch durch das Grillen annimmt. Wildbret, die Speise unserer Ahnen, wird hierzulande immer beliebter, und es ist viel zu wertvoll und facettenreich, um seine kulinarische Vollendung hauptsächlich in Form des klassischen Festtagsbratens zu finden. Wildbret ist ursprüngliches Fleisch im reinsten Sinne – und es wird auf dem Grill durch die pure Art der Zubereitung noch ursprünglicher.
Es hat nicht nur einen besonderen Geschmack, sondern es ist auch besonders gesund: Wildbret ist proteinreich und fettarm, und es steckt voller Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente. Es hat einen hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren), und zwar in einem ernährungsphysiologisch optimal ausgewogenen, gesundheitsfördernden Verhältnis im Mittel 1:2,3. Zudem hat Wildfleisch einen niedrigen Anteil an Bindegewebe und ist damit bekömmlicher und leichter verdaulich als andere Fleischsorten.
(c) Ilka Dorn
Wildtiere leben frei in einem natürlichen Lebensraum und ernähren sich von naturbelassenen Gräsern, Kräutern etc. – sie erhalten kein Mastfutter, keine Medikamente oder Wachstumshormone, und sie sind, im Gegensatz zu Nutztieren, bei der regionalen, nachhaltigen Jagd vor dem Erlegen keinem Stress ausgesetzt. Wildbret ist somit ethisch wertvoll erzeugtes Fleisch!
Auch die Sorgen vor belastetem Wildfleisch sowohl als Spätfolge des Reaktorunfalls in Tschernobyl im Jahre 1986 als auch infolge der Verwendung bleihaltiger Munition können zum großen Teil entkräftet werden, denn aktuell untersuchte Wildbretproben liegen meist weit unter dem von der EU festgesetzten Grenzwert von 600 Bq/kg, und die Diskussion über ein EU-weites Verbot der Verwendung bleihaltiger Munition ist gegenwärtig hochaktuell.
Titelbild: (c) Ilka Dorn
]]>Gibt es den wirklich bei uns in der Natur? Der ist doch irgendwo ausgekommen!
Mit solchen und ähnlichen Fragen und Aussagen sieht man sich konfrontiert, wenn man über unseren buntesten und erstaunlichsten Vogel erzählt – den Eisvogel. Obwohl er sich in prächtigsten Farben, mit langem Schnabel und auffälligem Flug entlang der Gewässer zeigt, zeigen sich Beobachter immer erstaunt und überrascht, sobald sie ihn sehen. Und genau das passiert nicht allzu oft.
Der bunte Eisvogel versteht es sich zu verstecken und zu verbergen. Im Mischlicht der Ufervegetation sitzt er regungslos und vertraut dabei auf die Tarnung seiner orangen Brust gegen das Laub und Geäst im Hintergrund und auch auf die Tarnung seiner hellblau glitzernden Rückseite gegen das glitzern des fließenden Wassers. Auffällig unauffällig, der einstige Tropenvogel, der sich bei uns als einzige Art innerhalb der Familie der Eisvögel wohlfühlt. Sei es im Sommer, sei es im Winter – er weiß sich zu verstecken, fortzupflanzen und zu jagen.
So klein er auch ist, so wendig und flink versteht er es kleine Fische unter Wasser zu fangen. Seine kleinen, roten Stummelfüßchen sind keinesfalls dazu geeignet die Beute zu packen. Er nutzt seinen kräftigen, langen Schnabel und zwickt die Fischchen damit ein, um sie an Land zu bringen. Frischer Fisch ist für ihn überlebensnotwendig und er setzt sich bei jeder Tauchjagd vielen Gefahren aus. Allerdings erntet er auch Bewunderung, wenn man ihn dabei beobachten kann.
Ich erinnere mich an zwei Spaziergänger, die entlang eines Baches vor mir Händchenhaltend entlangschlenderten. Am gegenüberliegenden Bachufer hatte ich den Eisvogel in einem Strauch sitzend längst entdeckt, während er dem Pärchen vor mir nicht aufgefallen ist. Urplötzlich stieß sich der Vogel aus dem Strauch heraus ins fließende Wasser nur ein paar Meter neben den Spaziergängern. Die Frau erschrak durch das unvermittelte Platschen dermaßen, dass sie einen kleinen Sprung zur Seite machte und ihrem Partner erschrocken mitteilte: „Hast du das gesehen? Da ist gerade ein Vogel vom Baum ins Wasser gefallen!“ Nun war es an mir dem Pärchen dieses Erlebnis mit erklärenden Schilderungen des Jagdverhaltens, des Aussehens und der Lebensweise des Eisvogels richtig zu stellen. Natürlich musste ich unbedingt erwähnen, dass sich der bunte Fischer bei seinem Tauchgang keinesfalls verletzt hat. Nur kurze Zeit später flog er uns wieder gesund und munter knapp über der Wasseroberfläche entgegen.
Solche fragenden, aber teils auch bewundernden Begegnungen sind kein Einzelfall:
(c) Ralph Sturm
Es herrscht im ersten Moment Erstaunen, im Weiteren kommt Bewunderung hinzu und letztlich, wenn man Gelegenheit hat aus dem Leben des Eisvogels zu plaudern, wandelt er sich von einem fischenden Vogel zu einem Prachtstück unserer einheimischen Welt, den man nur allzu gerne helfen und unterstützen möchte. Die wohl größte Hilfe kann dadurch stattfinden, dass man seine nassen Lebensräume ungestört lässt. Eisvögel habe es nicht immer leicht in einer sich schnell ändernden Umwelt.
Ein Artikel von BLV-Autor Ralph Sturm. Hier finden Sie seinen neusten Titel Eisvogel ganz nah.
Titelbild: (c) Ralph Sturm
]]>Der Begriff Naturschutz bezeichnet die Gesamtheit von Maßnahmen zum Schutz und zur Erhaltung gesunder und artenreicher Wildbestände sowie der Lebensgemeinschaften und Lebensräume von wild lebenden Tier- und wild wachsenden Pflanzenarten (Biozönose). Wie in § 1 Absatz 1 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) nachzulesen ist, bilden dabei die nachhaltige Sicherung der biologischen Vielfalt, der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts einschließlich Regenerations- und nachhaltiger Nutzungsfähigkeit der Naturgüter sowie der Vielfalt, Eigenart, Schönheit und des Erholungswerts von Natur und Landschaft die wesentlichen Kerninhalte.
(c) Angelika Glock
Zentrales Herzstück einer naturschutzkonformen Jagd ist die Einhaltung des Prinzips der Nachhaltigkeit. Dies inkludiert auch die Verantwortung für die gesamte frei lebende Tier- und wild wachsende Pflanzenwelt, denn ohne eine intakte, artenreiche Natur wäre Jagd gar nicht ausführbar. Jäger haben den Schutz und Erhalt der Natur und der wild lebenden Tierarten zur Priorität für ihr Handeln gemacht, denn sie leben täglich aus Überzeugung den im Bundesjagdgesetz definierten Hegeauftrag. Die Jagd trägt zum Biotop- und Artenschutz bei und ist damit aktiv angewandter Naturschutz.
Da das Ausüben des Jagdrechts in Deutschland an das Eigentum von Grund und Boden gekoppelt ist, sind Jäger, die ihr Jagdrevier häufig über viele Jahre gepachtet haben und mit den Grundeigentümern, meist Land- und Forstwirte, in engem Kontakt stehen, in der Lage, Naturschutzmaßnahmen wirkungsvoll in die Fläche zu bringen. Die in Deutschland vorherrschenden Kulturlandschaften profitieren dabei in nicht zu unterschätzendem Maße von den meist langjährig angelegten, pragmatischen und sinnvollen Naturschutzaktionen der Jägerschaft.
(c) Angelika Glock
Der Deutsche Jagdverband (DJV), der als Dachverband mit den ihm angehörenden einzelnen Landesjagdverbänden in allen Regionen Deutschlands (ausgenommen Bayern) bis auf Ortsebene wirkt, ist gemäß § 63 BNatSchG staatlich anerkannte Naturschutzvereinigung, und auch auf internationaler Ebene hat die Jagd eine prinzipielle gesellschaftliche Rechtfertigung als naturschutzunterstützendes Handwerk erhalten: Die IUCN, die Internationale Vereinigung für die Erhaltung der Natur und der natürlichen Ressourcen, hat im Oktober 2000 während des zweiten Weltnaturschutzkongresses, der in Amman/Jordanien stattfand, in einer Grundsatzerklärung definiert: „Die Nutzung wild lebender Ressourcen stellt, soweit sie nachhaltig erfolgt, ein wichtiges Instrument zur Erhaltung der Natur dar, da die durch eine solche Nutzung erzielten sozialen und wirtschaftlichen Vorteile dem Menschen Anreize geben, diese zu erhalten.“
Mit der in den meisten Bundesländern beim Lösen des Jagdscheins von Jägern zu entrichtenden Jagdabgabe werden wildbiologische Forschung und Naturschutzprojekte mit finanziert. So konstatiert der DJV, dass kein anderer Naturschutzverband flächendeckend vergleichbare Mittel aus eigenem Aufkommen für Maßnahmen der Lebensraumverbesserung für wild lebende Arten investiere wie die Jägerschaft.
(c) Angelika Glock
Die Schwerpunkte liegen im praktisch angewandten Naturschutz, wie etwa dem Biotopschutz, der Biotopvernetzung und in gezielten Maßnahmen für gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Die Spanne der von Jägern initiierten und durchgeführten Aktionen ist dabei sehr groß. Sie reicht von
Auch in wissenschaftlicher Hinsicht unterstützt die Jägerschaft den Naturschutz: Neben regelmäßigen Bestandserhebungen der Artenvielfalt beispielsweise in Form von Frühjahrs- und Herbstzählungen (Stichwort: Wildtiermonitoring) werden auch Biotopstrukturen und Umweltfaktoren zu verschiedenen Jahreszeiten erfasst, woraus wichtige wissenschaftliche Daten gewonnen werden können. Jäger nehmen die Ausbreitung gebietsfremder invasiver Tierarten (Neozoen), wie Waschbär und Marderhund besonders in den Fokus. Sogenannte Verlierer der Kulturlandschaft, wie etwa das Rebhuhn, aber auch diverse Singvögel und Reptilien, können durch eine gezielte Prädatorenbejagung eine höhere Bestandsdichte erreichen. Dies dient dem aktiven Artenschutz, denn neben der modernen intensiven Landnutzung sind Prädatoren ein Schlüsselfaktor für den Artenverlust.
Nachhaltig organisierte Jagd kann einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität leisten – indem sie die Natur in der modernen Kulturlandschaft nicht ausbeutet, sondern rücksichtsvoll nutzt und abwechslungsreiche Lebensbedingungen für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt schafft und erhält.
Titelbild: (c) Angelika Glock
]]>Nie sollte es für Pferdebesitzer leichter zu verstehen gewesen sein, was das Leben in einem Herdenverband für Pferde bedeutet, als in den Zeiten Coronas. Die Erfahrung, die man am eigenen Leib macht, ist durch nichts zu ersetzen. Man kann kleinen Kindern von den überall lauernden Gefahren des Lebens erzählen, man kann ihnen Restriktionen androhen, doch nichts ist eindrücklicher als die eigens erlebten Schmerzen eines aufgeschürften Knies, des eingeklemmten Fingers oder des Hausarrests mit Handyverbot. Erst, wenn man selbst leidet, erst, wenn man selbst verzichten muss, kann man erfahren, wie es sich anfühlt und dem eine Bedeutung zuweisen, die das eigene Handeln in der Zukunft beeinflusst.
Wenn sich nun das Leben wieder normalisiert, die Pferdemenschen wieder ungehindert und selbstbestimmt den Kontakt zu ihren Pferden aufnehmen und leben dürfen, bin ich voller Hoffnung, dass in ihnen der Anblick eines Pferdes in einer 3 x 4 m großen, womöglich vergitterten Box eine Assoziation wachruft, eine Erinnerung an ihr eigenes Eingesperrt-Sein, an ihre Einsamkeit, an das Nicht-in-Kontakt-treten-Dürfen, an ihre Verlorenheit in dieser Situation und an die Sehnsucht nach dem Miteinander, nach Bewegung und frischer Luft, nach dem gemeinsamen Spiel.
(c) Jördis Brunke
Wenn die vielen Monate der Beschränkungen, wenn diese für uns neue Erfahrung der Unfreiheit einen Wandel im Bewusstsein der Pferdemenschen herbeigeführt haben sollten, wenn die Stalltüren der Einzelhaft geöffnet werden würden und unsere tierischen Athleten ein wenig mehr verstanden und ihrem ureigensten Naturell, dem sozialen Miteinander, der Sicherheit in einem Herdenverband, überlassen würden, anstatt den menschlichen Ängsten vor Kratzern, Bisswunden oder sonstigen Verletzungen unnützen Raum zu geben, dann war diese Zeit nicht umsonst!
Wie ich in meinem Buch beschreibe, ist die Haltung von Pferden im Herdenverband alternativlos, wenn man das Naturell des Pferdes berücksichtigt. Das Pferd ist nun mal ein Herdentier und es wird sich nirgends wohler und sicherer fühlen als im Verband mit den Artgenossen.
Dass wir die Rangeleien untereinander, die Machtkämpfe, die im Endeffekt die Rangordnung in der Herde bestimmen, als gefährlich oder brutal empfinden – "Oh je, da könnte sich ein Pferd verletzen" – ist allein unser Problem. Dabei führen wir Menschen diese Machtkämpfe selbst tagtäglich, und ob eine verbale Verletzung nicht manchmal schlimmer sein kann als eine kleine Beule von einem Huftritt, das wage ich zu bezweifeln.
(c) Jördis Brunke
Ist die Rangordnung in einem festen Herdenverband erst einmal ausgefochten, tritt – zunächst – Ruhe ein. Natürlich wird die Rangordnung von Zeit zu Zeit immer wieder hinterfragt, ginge es doch in der wirklich freien Natur darum, dass der beziehungsweise die AnführerIn im Falle der Fälle tatsächlich für das Wohl der anderen sorgen kann. Doch diese erkämpfte Ordnung schafft im Endeffekt Sicherheit, Entspannung und Frieden für alle.
Und das merken dann auch die Pferdebesitzer sehr deutlich – oder hat schonmal jemand ein koppendes oder webendes Pferd auf der Koppel gesehen oder eines, dass permanent mit dem Vorderhuf gegen die Stromlitze tritt und sich damit die Beine kaputt macht…?
Das Pferd braucht seine Herde, genügend Raum, Gras, Heu, Wasser, im Winter einen dicken Pelz und ein paar Bäume oder einen Unterstand, um sich vor Sonne oder starken Wind zu schützen.
Ist der Raum zu eng, wird das freiheitsliebende Pferd um sein Areal kämpfen. Ist zu wenig Gras, Heu oder Wasser vorhanden, ebenso. Die grundlegenden Ressourcen müssen also für eine gesunde Herdenhaltung vorhanden sein.
Durch das geschickte Verteilen mobiler Heuraufen, kann man forcieren, dass die Wiese gleichmäßig abgetreten wird und zugleich verhindern, dass die Pferde um die Raufe herum in ihrem eigenen Mist stehen. Sind die Heuraufen dann auch noch recht weit von der Tränke entfernt, sorgt allein dies dafür, dass sich die Pferde – abgesehen vom Spielen miteinander – genügend bewegen.
Die Haltung von Pferden im Herdenverband ist alternativlos!
Ein Artikel von BLV-Autor Uwe Weinzierl. Hier finden Sie seinen neusten Titel Der Pferdeversteher.
Titelbild: (c) Jördis Brunke
]]>Jedes Kind kennt sie. Über blühenden Wiesen, in lichten Wäldern und in Gärten kann man sie vom Frühjahr bis in den Herbst hinein beobachten. Sie gelten als verletzliche Sonnenanbeter und sorgen weitläufig für Staunen, sobald sie sich auf Blüten absetzen und punktgenau ihren Saugrüssel in die Nektarkelche tauchen. Schmetterlinge spielten schon immer eine Rolle in der Literatur, der Musik, Mythologie und sogar der Religion. Die faszinierende Verwandlung, die sie im Laufe ihres Lebens durchlaufen - vom Ei, über Raupe und Puppe zum Falter - steht symbolisch für Wiedergeburt, Auferstehung und Veränderung.
Während man Raupen eher skeptisch betrachtet und Puppen der Tarnung wegen meist gar nie findet, erfreuen sich die Falter großer Beliebtheit. Sie beeindrucken mit schier unendlicher Formenvielfalt, verschiedenen Größen und vor allem leuchtenden Farben in immer anderen Mustern. Ihre Flügel zeigen Augenzeichnungen, filigrane Linien, wirr erscheinende Zick-Zack-Muster oder wiederum runde, eckige, polygone Felder. Hier scheinen ihnen keine Grenzen gesetzt zu sein.
Selbst einfarbige Arten wie der gelbe Zitronenfalter, der weiße Kohlweißling oder der blaue Bläuling präsentieren ihr Gelb, Weiß oder Blau in einer ungekannten Kontrastfülle. Flächige Gleichmäßigkeit gibt es nicht, das wäre den bunten Seglern zu langweilig – so scheint es. Im Gegensatz zur meist bunten Oberseite haben die meisten Falter eine düstere, mosaikartig braun, grau, schwarz gefärbte, ja düstere, Flügelunterseite. Sobald sich der fliegende Farbkasten absetzt und nicht mehr gesehen werden will, schließt er seine Flügel und das Farbspiel ist zu Ende. Es scheint als würden sie das bunte Licht ausknipsen. Jetzt verschwimmen sie farblich mit dem Untergrund auf dem sie ruhen und passen sich auch den umgebenden Formen an.
Ihr Flügelrand ist gewellt, gezackt, eingekerbt oder sogar zerfranst. Sie lösen ihre Form regelrecht mit der Umgebung auf und entziehen sich dem Blick des noch so bemühten Betrachters. Auch ihren Fressfeinden entkommen sie auf diese Weise. Selbst wenn ein Schmetterling entdeckt wird sorgt das plötzliche Aufblitzen seiner Farben und Muster für kurzzeitige Verwirrung beim Störenfried und der Falter nutzt die entstehende Verzögerung durch schnellen, gewandten und ungerichteten Abflug.
Der Ideenreichtum zum Eigenschutz geht sogar so weit, dass manche Falter abschreckende Augen, unappetitliche Muster oder Scheinwaffen zeigen. Dazu kommen Strategien, die sich die Giftigkeit anderer Insekten zu Nutze machen. So gibt es Falter, die in ihrem Aussehen Wespen und Bienen gleichen. Es gibt Falter, die in ihrem Aussehen dürren Ästchen oder Vogelkot gleichen und es gibt Falter die gar nicht nach Falter aussehen, sondern wie kleine, winzige Federn. Manche haben nicht einmal Flügel.
Sie täuschen mit Form und Farbe sogar Wassertropfen auf ihren Flügel nach, in denen das Sonnenlicht reflektiert und glitzert. All ihre evolutionär bis ins Detail entwickelte Perfektion sollte dazu beitragen die Welt der fliegenden Farben in der gesamten Vielfalt auch in Zukunft zu erhalten. Dazu muss ein Wandel im Umgang mit Natur- und Lebensräumen stattfinden, es muss eine gesteigerte Toleranz der Unordnung in unserer Natur entstehen, damit die Wunderdinger weiterhin bestehen bleiben. Eigens für sie werden vielerorts Blühstreifen und artenreiche Wiesen in Gärten und Parks angelegt. Immerhin ein erster, kleiner Schritt.
Ein Artikel von BLV-Autor Ralph Sturm. Hier finden Sie seinen neusten Titel Eisvogel ganz nah.
Titelbild: (c) Ralph Sturm
]]>Rehkitzsuche im Frühjahr: Das frisch sprießende üppige Grün im Frühjahr sorgt alljährlich bei unseren heimischen Wildtieren für einen wahren Babyboom. Alles grünt und blüht, die Pflanzen wachsen und gedeihen – für Rehe und andere Wildtiere sind die Wiesen in diesen Tagen Geburtsstätte und Kinderzimmer ihres Nachwuchses.
]]>Das frisch sprießende üppige Grün im Frühjahr sorgt alljährlich bei unseren heimischen Wildtieren für einen wahren Babyboom. Alles grünt und blüht, die Pflanzen wachsen und gedeihen – für Rehe und andere Wildtiere sind die Wiesen in diesen Tagen Geburtsstätte und Kinderzimmer ihres Nachwuchses. Doch fällt in diese Zeit auch der erste Wiesenschnitt – etwa 2,3 Millionen Hektar Grünland werden bundesweit im Rahmen ihrer Bewirtschaftung regelmäßig gemäht, um Heu oder Silage zu ernten.
Intensiv bewirtschaftete Silowiesen garantieren den landwirtschaftlichen Betrieben eine Ertragssteigerung, möglichst frühe Mahdtermine und eine häufigere Mähfrequenz sichern eine höhere Erntemenge und -qualität. Das ist gut für die Landwirtschaft, aber schlecht für die Tierwelt: Nach vorsichtiger Schätzung der Deutschen Wildtier Stiftung kommen bei der Mahd bundesweit jährlich vier Kitze auf 100 Hektar Grünland ums Leben. Doch auch Junghasen und Wiesenbrütern droht Gefahr durch die Mahd.
(c) Angelika Glock
Moderne, PS-starke Großflächenmäher arbeiten zunehmend schneller und effizienter – Rehkitze und auch junge Feldhasen, die bei Gefahr nicht flüchten, sondern instinktiv reglos in der Wiese verharren, haben hier nicht den Hauch einer Chance. Diese altbewährte Überlebensstrategie als Schutz gegen Fressfeinde bedeutet für sie in Zeiten der modernen Landwirtschaft den sicheren Tod.
Um dies zu verhindern, müssen Landwirte und Jäger offen kommunizieren und vor allem engmaschig kooperieren: Die Rechtslage besagt, dass der Landwirt bzw. der tatsächliche Maschinenführer die Verantwortung dafür trägt, dass Wildtiere bei der Mahd weder gefährdet noch getötet werden, der Landwirt hat dazu alle möglichen und ihm zumutbaren Vorsorgemaßnahmen zu treffen, um das Ausmähen von Wildtieren zu vermeiden.
Dem Jagdausübungsberechtigten obliegt dabei eine Mitwirkungspflicht, die aus der in § 1 des BJagdG definierten Hegepflicht resultiert. Landwirte stehen modernste technische Hilfsmittel zur Verfügung – dazu zählen auch an den Mähmaschinen angebrachte optische oder akustische Wildrettersysteme –, aber sie sollten auch einen wildtierfreundlichen „Mäh-Knigge“ beherzigen:
Vor allem sollten Sie rechtzeitig, d.h. mindestens 24 Stunden vor der Mahd, den Jagdpächter informieren, damit er entsprechende unterstützende Maßnahmen zur Wildtierrettung durchführen kann:
(c) Angelika Glock
Seit dem 19. März 2021 können eingetragene Vereine, zu deren satzungsgemäßen Aufgaben die Pflege und Förderung des Jagdwesens sowie des Tier-, Natur- und Landschaftsschutzes oder die Rettung von Wildtieren gehören, Fördermittel für die Anschaffung von Drohnen mit Wärmebildkameras bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung beantragen. Dies ist ein sehr wichtiger Schritt im gemeinsamen Kampf gegen den vielfach vermeidbaren Mähtod von jungen Wildtieren!
Grundsätzlich ist jedoch in allen Fällen die Bereitschaft von Landwirten und Jägern zur Zusammenarbeit und Eigenleistung in Form von Zeit- und Personalaufwand vor und während der Mahd der eigentliche Schlüssel zum Erfolg.
Titelbild: (c) Angelika Glock
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