„Gut Licht!“ – Jäger unterwegs auf der Fotopirsch

„Gut Licht!“ – Jäger unterwegs auf der Fotopirsch

von Angelika Glock

Jägerinnen und Jäger sind in ihrer Freizeit größtenteils in der Natur zu Hause. Beim Pirschgang durchs Revier, häufig begleitet von ihrem vierläufigen Gefährten, durchstreifen sie die Natur und beobachten die Wildtiere. Sie wissen, wie man sich vorsichtig und von Wildtieren unentdeckt bewegt, um jede unnötige Störung zu vermeiden. Wind- und Lichtverhältnisse, Sonnenstand und jahreszeitbedingte Zusammenhänge kennen sie wie ihre Westentasche, und ihrem geschulten Blick entgeht nicht das kleinste Detail.

 

Flinte Jagd Jagdgewehr Doppellauf
(c) Angelika Glock

Die Kamera immer dabei

Alles in allem also ideale Grundvoraussetzungen nicht nur die erfolgreiche Jagd, sondern auch für eine realistische oder auch atmosphärische Naturfotografie! Tatsächlich verspüren immer mehr Jägerinnen und Jäger den Wunsch, die besonderen Stimmungen und Momente in der Natur und während der Begegnung mit Wildtieren im Bild festzuhalten, und greifen daher zur Kamera. Und dabei geht es bei Weitem nicht nur um die in sämtlichen Social-Media-Kanälen überreichlich geposteten klassischen Erlegerbilder, sondern vielmehr um individuelle Interpretationen von bestimmten jagdlichen Situationen und Stimmungen. Dass Jägerinnen und Jäger eine umfassende Kenntnis von Flora und Fauna und vor allem des Verhaltens der Wildtiere besitzen, beschert ihnen bei der Wahl des idealen Motivs und der besten Perspektive große Vorteile.

Wald Wildblume Blüte
(c) Angelika Glock

Damit aus der Fotopirsch auch eine gute Fotostrecke wird, zählen vor allem Kreativität und natürlich technisches Know-how sowie entsprechendes Equipment. Doch es muss nicht immer direkt die teuerste und vielfältigste Ausrüstung sein – mit der zunehmend optimierten Kameratechnik, die die heutigen modernen Smartphones bieten, gelingen bereits mit wenig Fototechnik-Kenntnissen und einem guten fotografischen Auge überzeugende Bilder.

Jagd Hochsitz Ausguck Fernglas
(c) Angelika Glock

Essenziell ist es für all diejenigen, die sich mit der Fotografie näher beschäftigen wollen, die eigene Kamera nahezu blind bedienen zu können, alle ihre Möglichkeiten genau zu kennen und mit der Ausrüstung absolut vertraut zu sein, um sich in erster Linie dem Motiv widmen zu können. Lernen Sie Ihre Kamera daher im Vorfeld ausreichend kennen, und haben Sie sie draußen immer „schussbereit“!

Fotografie Jagd Kamera Hochsitz
(c) Angelika Glock

Wichtige Aspekte für die Planung der Fotopirsch

Folgende Fragen, die individuell natürlich noch erweiterbar sind, sollten sich fotografierende Jägerinnen und Jäger im Vorfeld stellen:

  • Wie und wo positioniere ich mich als Fotograf ideal?
  • Was möchte ich fotografieren, was möchte ich mit meinem Bild erzählen?
  • Welche Vorstellung habe ich selbst von meinem Bild, was soll im Fokus stehen?
  • Genügt mir bei meiner Fotopirsch die Smartphone-Kamera oder soll an diesem Tag eine professionellere Ausrüstung mein Begleiter sein?
  • Wie wähle ich die Bildkomposition – soll mein Bild einen Ausschnitt (Teleobjektiv) oder einen möglichst großen Bildwinkel (Weitwinkelobjektiv) zeigen? Will ich Ruhe und Harmonie vermitteln oder eher Dramatik und Spannung? Welche Bildelemente möchte ich betonen?
  • Welches Bildformat wähle ich (Hoch- oder Querformat)?
  • Möchte ich auch bewegte Bilder komponieren? Wie gelingen mir gute Mitziehbilder?
  • Sollen auch ausdrucksstarke Videos entstehen (gründliche Auseinandersetzung mit der entsprechenden Kameratechnik vorausgesetzt)?
Hochsitz Hund Jagdhund Jagd
(c) Angelika Glock

Parallel zur Beantwortung dieser Fragen sind folgende Aspekte für eine erfolgreiche Naturfotografie ausschlaggebend:

  • Den besten Zeitpunkt für optimales Fotolicht wählen (etwa die Morgen- oder Abendstunden)
  • Im Vorfeld Wetter, Ausrüstung (Speicherkarte, Akku etc.) prüfen, eventuell Tarnkleidung oder ein Tarnzelt dabeihaben, um sich den Blicken der Wildtiere noch effektiver entziehen zu können
  • Auf die Schärfentiefe achten (d.h. den Schärfepunkt im Bild bewusst setzen) – und stets die Schärfe im Blick haben, denn nichts ist enttäuschender, als etwa ein perfekt belichtetes Bild, das im Nachhinein durch Unschärfe seine Wirkung verliert
  • Immer auch auf den Hintergrund eines Bildes achten und die Perspektive so wählen, dass störende Elemente (etwa lange Grashalme im Vordergrund) nicht die Wirkung des Motivs beeinträchtigen
  • Bei der Tierfotografie: stets auf die Augen des Tieres scharf stellen – die Augen sind der Spiegel der Seele eines jeden Lebewesens!
  • Im Vordergrund steht, wie immer in der Fotografie, das Licht und noch einmal das Licht!
  • Geduld, Geduld, Geduld – es kann nicht immer direkt auf Anhieb das perfekte Foto im Kasten sein, schon gar nicht bei der Naturfotografie!
  • Und nicht zuletzt: An erster Stelle steht der Respekt vor der Natur und insbesondere den Wildtieren – das bedeutet: Wildtiere werden bei der Fotopirsch nicht gestört, geschützte Landschaftsbereiche werden nicht betreten, Pflanzen, Pilze etc. nicht beschädigt, und natürlich werden nach der Fotosession auch keine Gegenstände in der Landschaft hinterlassen.
Pilz Steinpilz Wald Fotografie
(c) Angelika Glock

Ein paar Worte zur Kamera

Für den Einstieg genügt durchaus eine gute Smartphone-Kamera, denn letzten Endes macht nicht die Technik gute Bilder, sondern der Fotograf!

Wer die Naturfotografie jedoch etwas professioneller betreiben möchte, greift zur Bridgekamera oder zur Spiegelreflexkamera mit einem guten Kit-Objektiv (beispielsweise ein 18–300 mm, ein Allround-Objektiv, das mit seinem großen Brennweitenbereich als eine Art Schweizer Taschenmesser unter den Objektiven gilt), hat stets ein Stativ, einen geladenen Ersatz-Akku, eventuell eine zweite Speicherkarte und einen Fernauslöser für Makro-, Langzeit- und Teleaufnahmen auf dem Stativ im Rucksack dabei. „Nach oben“ sind natürlich, je nach zur Verfügung stehendem Budget, noch weitaus professionellere Alternativen möglich und umsetzbar.

Rehbock Blatt Jagd Fotografie

„Fotografie ist die Kunst, mehr zu zeigen, als man sieht“
(Linda Adda, Schweizer Fotografin) (c) Angelika Glock

Auch beim Fotografieren gilt: Werden Sie kreativ, und setzen Sie sich einfach auch einmal über die klassischen Regeln der Fotografie wie Goldener Schnitt oder Drittelregel hinweg. Experimentieren Sie mit dem Licht, der Motivwahl, der Perspektive – und durchaus auch mit unterschiedlichen Programmautomatiken. Fotografieren Sie ganz bewusst lediglich ein Detail, wie etwa eine Nahaufnahme eines Bruchzeichens, und fangen Sie damit die für Sie besondere Stimmung dieses einzigartigen Moments ein.

Jäger Fernglas Wald
(c) Angelika Glock

Oder erzählen Sie eine individuelle Geschichte, Ihre ganz persönliche Geschichte an diesem Tag im Revier. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf, während Sie draußen unterwegs sind, bleiben Sie stets neugierig, und setzen Sie Ihre Kreativität und die atmosphärischen Momente dabei in einzigartige Bilder um. Kurzum: Verschmelzen Sie durch Ihre kreative Interpretation der jeweiligen Situation das Handwerk der Jagd mit dem Kunstwerk der Fotografie.