Wilder Genuss vom Grill – Teil 1: Faszination Grillen

Wilder Genuss vom Grill – Teil 1: Faszination Grillen

von Angelika Glock

Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht, heißt es in Schillers „Lied von der Glocke“.

Charles Darwin geht noch einen Schritt weiter, indem er die These vertritt, die Kontrolle und Zähmung des Feuers sei, mit Ausnahme der Sprachentwicklung, die wahrscheinlich größte Errungenschaft des Menschen. Tatsächlich hat die Entdeckung und Kontrolle des Feuers entscheidend zur kulturellen und biologischen Evolution der menschlichen Spezies beigetragen.

Die Zubereitung von Speisen auf offenem Feuer und damit das Grillen in seiner Urform gilt weithin als älteste und ursprünglichste Garmethode der Welt und ist eng mit der Entwicklung des Menschen verbunden. Richard W. Wrangham, bekannter Anthropologe und Primatologe an der Harvard University in Cambridge, vertritt in einem seiner Bücher sogar die Theorie, dass das Kochen als Grundstein der Evolution zu betrachten sei und der Mensch sich nur durch die Fähigkeit des Bratens, Dünstens und Grillens entwickeln konnte. Der entscheidende Knackpunkt dabei ist: In gegarter Nahrung, ob Fleisch, Gemüse oder Wurzeln, steckt weitaus mehr Energie als vergleichsweise in roher Nahrung – und sie ist leichter verwertbar. Das Kochen von Nahrung ist also nach dieser Theorie als eine Art „Energiebooster“ zu verstehen, die die Entwicklung des Menschen erst so richtig angefacht hat.

Was ist das Faszinierende am Grillen?

Mit Feuer verbinden wir etwas Archaisches, es weckt unsere Urinstinkte. Es übt eine besondere Anziehungskraft auf uns aus, Speisen unter freiem Himmel gemeinsam mit Freunden oder der Familie auf dem Feuer zuzubereiten. Dahinter steht aber auch eine Art Kochphilosophie, denn Grillen erfordert auch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Lebensmittel Fleisch und den verwendeten Zutaten, und es ist eine Möglichkeit, unseren modernen Alltag etwas zu entschleunigen. Man muss sich schon ausreichend Zeit nehmen, um ein Stück Fleisch über dem Feuer schön saftig und knusprig zuzubereiten. Währenddessen sitzt man am Feuer beisammen, plaudert und „schmeckt“ bereits den Geruch der sich immer mehr verstärkenden Gararomen. Nach dem Grillen legt man ein paar Holzscheite aufs Feuer und lässt den Abend im Schein der prasselnden Flammen gemütlich ausklingen.

Und warum ausgerechnet Wildfleisch grillen?

Freunde des Grillens schätzen vor allem das typische rauchige Aroma, das Fleisch durch das Grillen annimmt. Wildbret, die Speise unserer Ahnen, wird hierzulande immer beliebter, und es ist viel zu wertvoll und facettenreich, um seine kulinarische Vollendung hauptsächlich in Form des klassischen Festtagsbratens zu finden. Wildbret ist ursprüngliches Fleisch im reinsten Sinne – und es wird auf dem Grill durch die pure Art der Zubereitung noch ursprünglicher.

Es hat nicht nur einen besonderen Geschmack, sondern es ist auch besonders gesund: Wildbret ist proteinreich und fettarm, und es steckt voller Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente. Es hat einen hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren), und zwar in einem ernährungsphysiologisch optimal ausgewogenen, gesundheitsfördernden Verhältnis im Mittel 1:2,3. Zudem hat Wildfleisch einen niedrigen Anteil an Bindegewebe und ist damit bekömmlicher und leichter verdaulich als andere Fleischsorten.

Faszination Grillen wilder Genuss vom Grill

(c) Ilka Dorn

 

Wildtiere leben frei in einem natürlichen Lebensraum und ernähren sich von naturbelassenen Gräsern, Kräutern etc. – sie erhalten kein Mastfutter, keine Medikamente oder Wachstumshormone, und sie sind, im Gegensatz zu Nutztieren, bei der regionalen, nachhaltigen Jagd vor dem Erlegen keinem Stress ausgesetzt. Wildbret ist somit ethisch wertvoll erzeugtes Fleisch!

Auch die Sorgen vor belastetem Wildfleisch sowohl als Spätfolge des Reaktorunfalls in Tschernobyl im Jahre 1986 als auch infolge der Verwendung bleihaltiger Munition können zum großen Teil entkräftet werden, denn aktuell untersuchte Wildbretproben liegen meist weit unter dem von der EU festgesetzten Grenzwert von 600 Bq/kg, und die Diskussion über ein EU-weites Verbot der Verwendung bleihaltiger Munition ist gegenwärtig hochaktuell.

 

Titelbild: (c) Ilka Dorn